
Ihr erinnert euch an Sundown – Geheimnisse in Acapulco? Ein Film, der die zärtlichen Bilder und Nuancen cineastischer Erzählkunst in Vollendung durchführte und so zu etwas beitrug, dass ich im Kino seltenst erlebt habe. Seitdem geiere ich auf den Film und genieße es immer wieder, wenn irgendwo mal ein Trailer aufploppt oder man Teile davon wieder in Erinnerung rufen kann.
Diese Erzählform, das „einfach nur am Strand sein“ mit den Geräuschkulissen und Bildern, die neben den Personen die eigentlichen Stars des Films sind – großartig!
Der Trailer von Aftersun macht die gleichen Andeutungen: Das Rauschen des Meeres, irgendwer hockt igendwo am Strand oder Badeeinrichtung rum, man spricht wenig, irgendwie kommt schon im Trailer die Nuanciertheit des Tons immer deutlicher zur Geltung und ihr könnt euch nicht vorstellen, wie sehr ich mich dann darauf gefreut habe, Aftersun endlich im Kino zu genießen. Selbst „sun“ ist wieder im Titel … wir haben es scheinbar hier mit dem gleichen Phänomen zu tun.
Nicht.
Die Enttäuschung ist noch größer als sowieso schon, weil jeder überall rumhypt. „Eine kunstvolle Offenbarung“ (The Wrap), „Eines der besten britischen Debüts der letzten Jahre“ (AnOther Mag), „Der beste Film seit langem“ und nicht nur von hochdotierten Zeitschriften und Filmmagazinen, sondern eben auch aus dem Publikum gibt’s geschlagene 9 von 10 und in den einschlägigen Kritiker-Bewertungsportalen kratzt der Film schwer an der 100.
Leute, was ist los bei euch? Ich hab mir den Film angesehen und es ist so ziemlich das langweiligste, ödenswert unspannendste und uninteressanteste, das mir je auf der Leinwand begegnet ist.
Genau das ist mein Problem mit dem Film: Es bewegt sich einfach absolut gar nichts. Die Kameraeinstellungen harmonieren zwar perfekt mit Geometrie und leben einen Fetisch diesbezüglich aus, dass man „over the top“ noch als untertrieben empfindet, aber das war’s auch schon. Es gibt einfach keine Handlung. Dadurch, dass alles einfach nur „ist“ und keine Entwicklung stattfindet, sondern man halt auch einfach mal minutenlang jemandem beim Rauchen zusieht, ist für mich keine Aussage und sowas von dermaßen überflüssig – das regt mich im realen Leben schon auf, wenn man auf jemanden warten muss und nicht einfach direkt zur Sache kommt.
Was mir den ganzen Film über auch nie aus dem Kopf gegangen ist: Ist der Typ gay? Es werden immer wieder so Andeutungen gemacht und ich kann mir genau diese Spielweise und diese zerbrechlich-verängstigte Art einfach mega in einem israelischen Gay-Movie vorstellen und habe diesbezüglich auch andere dazu befragt, die mir diesen Eindruck bestätigt haben.
Ich habe ebenfalls mit theateraffinen, kunstorientierten, pro-independent-eingestellten Pressefachleuten zu dem Film sinniert und sie gefragt, was sie daran gut finden: „Dass die Reise nach innen stattfindet und eben nicht in der Erzählung“.
Ähm … keine Ahnung? Für mich war es sinnloses dahin leben ohne irgendwelche Entwicklungen und eben ohne Reise. Dass auf diese Art und Weise „Dinge aufgedeckt werden“ ist nichts Neues im Film und ich kann absolut nicht nachvollziehen, wieso so einen Film die ganze Welt feiert. Aber es erklärt die Unnahbarkeit, die ich zum allgemeinen Mainstream empfinde und warum viele meine Begeisterung bei anderen Titeln nicht verstehen oder gleich empfinden.
Für mich war es eine bittere Enttäuschung und ich bin froh, dafür keinen Cent ausgegeben zu haben, obwohl ich im Kino war (Kinoflatrate). Damit hätte ich dann das andere Ende des Planeten gefunden, wo diejenigen hingehen können, die mit meiner Meinung nicht konform gehen – und dort glücklich sind. Weiter entfernt als das gibt’s glaub kaum etwas: Ich fand’s nur langweilig und öde.
.kinoticket-Empfehlung: Zeitverschwendung. Totes Material, da sich absolut nichts bewegt und man nicht mal die Stimmung genießen kann, da sie von den Kamera-Close-ups zerstört und durch Wackelei unruhig gehalten wird und man sich zu keiner Minute vom Film aufgefangen, geborgen oder unterhalten fühlt: Das Sinnloseste, was ich seit langem gesehen habe.
Nachspann: ⚪️⚪️⚪️ | Hier folgt nichts weiter, rausgehen erlaubt.
Kinostart: 15. Dezember 2023
Original Title: Aftersun
Length: 102 Min.
Rated: FSK 12
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