
Aline zählt zu den Titeln, bei denen man wieder etwas genauer hinsehen und sich vielleicht auch mal 1-2 Minuten mehr Zeit als sonst nehmen sollte, um die Hintergründe zu beleuchten, die dann wiederum alles in ein etwas anderes Licht stellen, als es vordergründig den Eindruck macht.
Beginnend schon damit, dass es sich hier nicht um das klassische Biopic einer Sängerin handelt (was das Plakat und auch der Trailer zum Teil suggerieren), sondern vom Film sauber und ordnungsgemäß sofort zu Beginn klargestellt wird: Es ist mehr oder weniger eine verdammt gut gemachte Fan-„Fiction“, die insofern mit Céline Dion abgesprochen ist, als dass sie ihr Erbe nicht verletzt, jedoch nicht persönlich von ihr mit gemanaged wurde, sondern quasi als ehrwürdige Hommage einer Frau an ihr größtes Idol gilt. Und sich hinzustellen und dann so einen Film aufzuziehen, nur weil man „jemanden gut findet“ – Respekt!
Genau diese „Fanfiction“-Momente zieren auch den Start: Es ist etwas auf lustig getrimmt, man spürt insofern ein wenig das Laiendarstellerhafte, geprägt von den Erlebnissen, aus denen Dion heraus gewachsen ist.
Dann aber fährt der Film Momente hoch, die einen tatsächlich packen. Ich mag ihre Musik, habe selbst auch einige Platten zu Hause und auch die digitale Musiksammlung prangt mit einigen Werken von ihr: Ich bin ihrer Musik also auf jeden Fall zugetan.
Das ist für mich dann auch einer der tragendsten Säulen überhaupt: Die Konzert-Episoden, die eben nicht in klassischer „Wooo, wir machen jetzt mal einfach bissl was, schnelle Schnitte, hauptsache Musik“-Manier auf die Leinwand brettern, sondern viel gefühlvoller und gespickt mit Elementen aus dem „möglichen“ Leben von Dion den Werdegang eines jeden einzelnen Songs indirekt erklären.
Hier spürt man die Liebe eines Fans an ihr Idol, die eben die Person hinter der Maskerade, die man auf der Showbühne zum besten gibt, darstellen lassen möchte – und dazu dann eine Entourage auffährt, die selbst durch Können ausgezeichnet ist.
Hier seien eben nicht nur die üblichen Kostümierungen und Gewänder-Schneiderinnen erwähnt, sondern eben auch das musikalische Ensemble, das täuschend echte Songs zum Besten gibt. Schlussendlich findet man sich in einer wundervollen Lovestory wieder, die den diesmal echt wichtigen Bei-Titel treffend erklärt und damit auch offen und ehrlich kommuniziert, was genau man eigentlich erzählen möchte.
All diese fälschlicherweise als fiktiv erlebten Dinge geben somit aber dennoch wieder ein authentisches Bild ab, das zwar viel Vertrauen vom Publikum fordert, aber eben auch wiederum eine wunderbare Geschichte erzählt, die für sich auf der Leinwand so eben auch einfach funktioniert.
Und wen das alles nicht kratzt: Allein die Chance, ganz bewusst und ungestört mal Musik mit den unbezahlbar teuren Anlagen eines Kinosaals anhören zu dürfen, ist es schon wert, eine Vorstellung zu besuchen und die Show einfach zu genießen.
.kinoticket-Empfehlung: Fiktiv und „lose angelehnt“, aber mit sehr viel authentischer Liebe zum echten Idol und vielen wunderbaren Momenten inmitten von faszinierend schöner Musik und einem humorvollen und herzerwärmenden Plot: Auch, wenn es kein echtes Biopic ist, darf man sich diese Geschichte wirklich im Kino ansehen: Enttäuschungen sehen anders aus.
Nachspann: ⚪️⚪️⚪️ | Außer dem Song kommt hier nichts mehr, angesichts des musikalischen Angebots des Films darf man den aber auch gerne noch mitnehmen.
Kinostart: 23. Dezember 2021
Original Title: Aline
Length: 126 Min.
Rated: FSK 6
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