
Zu diesem Film gab es bereits vor Kinostart heftige Diskussionen, die ambitionierter nicht hätten sein können: Wahrlich, es trifft ein Thema, mit dem viele Menschen sehr emotionale Gedanken verbinden und das fast schon dem „Religion-Politik-WeristderbessereJamesBond“-Nogo innerhalb einer guten Unterhaltung nahe steht.
Tatsächlich geht es um das Thema „Ordnung und Konsum“, allerdings jetzt nicht im klassischen Sinne eines My Stuff (oder der schlechteren deutschen Umsetzung davon: 100 Dinge), sondern vielmehr um die Beziehung zwischen zwei Menschen, die genau diese beiden Extreme leben.
Ich kann davon ein Liedchen singen, denn ich kenne zur Genüge Menschen, die ein Problem damit haben, dass mein ganzes Leben aus dem Rucksack besteht, den ich bei mir trage und mein Zuhause dort ist, wo dieser Rucksack den Boden berührt.
Ich kenne ebenso genügend Menschen, die das Gegenteil leben und bei denen einem die Wohnungstür schon mal direkt ins Gesicht schlägt, weil sie von dem dahinter hängenden Sachen direkt wieder zurückgeworfen wird, wenn man sie weit öffnen möchte.
Und lustigerweise kenne ich sogar Menschen, die an mich herangetreten sind, mit der Bitte, ich möge doch dabei helfen, wie sie etwas mehr Struktur in das Chaos ihres Lebens reinbringen können.
Ich möchte nun keine Moralapostel-Predigt halten oder gar jemanden dazu auffordern, seinen Lebensstil zu ändern oder zu überdenken, ich möchte hier einfach nur auf einen farbenfrohen, teils nicht ganz so durchdachten, aber dennoch extrem unterhaltsamen Film aufmerksam machen, der all diese Elemente spielerisch miteinander verbindet und in süffisantem Humor erörtert.
Dabei sollte man mal nicht die Goldwaage zu Hilfe nehmen, sondern darf sich einfach mal ein wenig treiben lassen, denn würde man ersteres zu Rate ziehen, landet man sehr schnell wieder in einem recht verkorksten Kosmos des öffentlich-rechtlichen Fernsehens und den inzwischen schon zu Hauf von mir gepredigten Unsinnigkeiten, die dort gerne mal als das „echte Leben“ verkauft werden – ich persönlich glaube, darum geht es hier einfach nicht.
Der Film macht Spaß, soll unterhalten und tut dies in meinen Augen auch, selbst, wenn langjährige Cineasten mit Plot- und Filmfehlerabwesenheitsaffinität sich an so manchen Punkten stören dürften: Der Spaß beim Schauen bleibt dennoch der gleiche und es kommt einem nicht direkt die Galle, wie das bei den meisten anderen öffentlich-rechtlichen Produktionen sonst der Fall ist.
Natürlich sind hier auch viele Gedanken vergraben, die unser Konsumwesen betreffen und sicherlich dazu einladen, das Ganze mal zu überdenken oder zu schauen, wo man sich selbst innerhalb dieser Spirale befindet und ob man evtl. etwas ändern könnte, um wieder glücklicher zu werden oder weiter zu kommen im Leben – allerdings muss man diese Gedanken tatsächlich suchen und es ist keineswegs der große Finger-auf-andere-Zeig, den manch anderer sicherlich im Drehbuch verortet hätte.
Genau deshalb hab ich mit dem Streifen auch überhaupt kein Problem, denn er will nicht mehr sein, als er vorgibt zu sein: Einfach mal gute Unterhaltung für zwischendurch mit dem ein oder anderen optischen Augenschmaus und jeder Menge guter Laune bei einem Thema, über das man sich an anderer Stelle gerne näher Gedanken machen darf, aber bitte nicht im Kino oder direkt im Anschluss. Dafür wäre dann die gute Stimmung, die der Streifen aufbaut, viel zu schade, um sie ernsthafteren Gedanken dazu zu opfern.
Alles in bester Ordnung geht übrigens auf große Kinotour und verlost nach den Vorstellungen Requisiten vom Film. Die Termine dazu findet ihr in der folgenden Auflistung:
28. Mai: Oldenburg, Casablanca, 17:30 Uhr – Bremen: Schauburg, 20:00 Uhr
29. Mai: Braunschweig, Universum, 16:30 Uhr, Hannover, Kino am Raschplatz, 20:30 Uhr
30. Mai: Bielefeld, Lichtwerk, 18:00 Uhr – Münster, Schloß, 20:30 Uhr
31. Mai: Bochum, Casablanca, 18:00 Uhr – Oberhausen, Lichtburg, 20:00 Uhr
01. Juni: Aachen, Apollo, 17:30 Uhr – Köln, Odeon, 20:30 Uhr
02. Juni: Köln, Cineplex, 18:00 Uhr – Düsseldorf, Metropol, 20:00 Uhr
03. Juni: Heidelberg, Gloria, 18:00 Uhr – Mannheim, Atlantis, 20:30 Uhr
04. Juni: Neustadt/Weinstraße, Roxy, 18:00 Uhr – Offenburg, Forum, 20:30 Uhr
05. Juni: Freiburg, Friedrichsbau, 20:00 Uhr
06. Juni: Karlsruhe, Schauburg, 16:00 Uhr – Stuttgart, Cinema, 20:00 Uhr
07. Juni: Augsburg, Thalia, 18:00 Uhr – München, Monopol, 20:30 Uhr
08. Juni: Dresden, Programmkino Ost, 20:00 Uhr
09. Juni: Leipzig, Passage, 20:30 Uhr
13. Juni: Gera, Metropol, 18:00 Uhr
Regisseurin Natja Brunckhorst wird bei allen gelisteten Vorstellungen vor Ort sein.
.kinoticket-Empfehlung: Leichtfüßig, süffisant, humorvoll, an manchen Stellen nicht ganz ausgereift, aber ohne großen Anspruch und mit viel guter Laune zu einem alltäglich präsenten Thema, über das man in diesen Tagen eigentlich viel zu selten spricht. Wunderbar im Kino zu genießen!
Nachspann: ⚪️🔘⚪️ | Hier kommt nochmals eine kleine Zwischensequenz, springt also nicht gleich von dannen 🙂
Kinostart: 26. Mai 2022
Original Title: Alles in bester Ordnung
Length: 96 Min.
Rated: FSK 6
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