Mai 30, 2023

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Bones and All

Bones and All - Filmplakat
© 2022 Warner Bros. Ent.

Luca Guadagnino, hinlängst für seinen Erfolg von Call Me By Your Name vergöttert, versteht es einfach, Timothée Chalamet in Szene zu setzen und Filme mit ihm zu kredenzen, die das Publikum erreichen. Dass es dabei an die Substanz geht, haben wir in dem genannten Titel längst gemerkt.

Diesmal ist es keine so leichte Kost und man darf nicht unterschätzen, welcher Thematik man sich hier im Kino aussetzt.

Es würde mich nicht wundern, wenn der ein oder andere raus rennt und reihern muss, es psychische Zusammenbrüche gibt und dem Publikum reihenweise schlecht wird: Hier wird harter Tobak verabreicht, der sich nicht besser als ein Donnerschlag in die Bauchhöhle anfühlt.

Auch mir hat sich oft genug der Magen zusammengedreht, ich bin allerdings auch für Wahrnehmungen aus Filmen sehr empfänglich (wer hätte das gedacht ;-)) und kann mich daher gut in die Szenen hineinversetzen, vielleicht stößt es mir dadurch umso bitterer auf.

Fakt ist aber: Bones and All ist dadurch überaus gelungen und transportiert ein Thema „über das man nicht spricht“, so verdaulich und einigermaßen erträglich und liefert dabei unschätzbar wertvolle Einblicke in Szenerien, die einem (hoffentlich) im Alltag niemals begegnen.

Das macht es filmischerseits wieder extrem spannend, denn hätte man sich mit weniger zufrieden gegeben, wäre es halt auch wieder nur ein Movie der Marke „just another…“.

Durch die Integration dieses makabren Zusatzes hebt man das Level auf ein völlig neues Niveau und liefert etwas, das die Welt „so noch nie gesehen hat“. Es entwickelt sich eine krude Form von Freude, wenn man in die Materie eintaucht und langsam begreift, worum es hier eigentlich geht und mit welch morbiden Zügen diese Form der Unterhaltung ausgestattet ist. Ein Punch ins Gehirn, der alles richtig durchvermöbelt und einem beim geistigen Durch den Raum fliegen kaum mehr Freiraum für Orientierung lässt und dadurch extrem fordert.

Ob man das jetzt in Metaphern auflöst oder einfach versucht, die Krassheit durch Interpretation weg zu kriegen: so oder so landet man bei „hochwertigem Content“, um den es sich hier dreht und der auf vielen verschiedenen Metaebenen funktioniert.

Das macht einen Film mit diesem Label zu einem echt sehenswerten Streifen, für den man allerdings einen super robusten Magen braucht, sonst steht man kaum eine Viertelstunde davon durch.

.kinoticket-Empfehlung: Haaaaarter Tobak, gnadenlos serviert: Wer nichts aushält, sollte sich den Anblick ersparen, man muss wirklich psychische Torturen aushalten können, bekommt dafür aber wirklich interessante Blickwinkel über ein Tabuthema serviert und kann sich mit höchst spannenden Gedanken dazu auseinandersetzen. Wahnsinn.

Nachspann: ⚪️⚪️⚪️ | Hält keine weiteren Überraschungen parat, rausgehen erlaubt.

Kinostart: 24. November 2022

Original Title: Bones and All
Length: 131 Min.
Rated: FSK 16

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