
Yes, late again … aber sehenswert auf jeden Fall! Und dafür muss man nicht mal Cronenberg-Fan sein – es hilft aber ungemein, seine überaus spannende und filmübergreifende Botschaft zu verstehen.
Ihr wisst, dass ich mag, wenn etwas kontrovers ist, die Gemüter erhitzt, Meinungen erzeugt … nur dann ist es wirklich wertvoll und verkümmert nicht im lähmenden Mainstream der Gleichschalte. David Cronenberg ist ein Regisseur, der quasi ausschließlich solche Filme generiert hat: Entweder man hasst es, oder man feiert es.
Genau dieser Umstand führt schon mal dazu, dass sich gleich zu Beginn die Spreu vom Weizen trennt: Diejenigen, die einfach „etwas normales“ sehen wollen, um möglicherweise süß entertaint zu werden, sind hier schlicht und ergreifend am falschen Ort. Cronenberg hat in all seinen Filmen ein tieferes Verständnis für etwas ausgearbeitet und versucht auf seine absolut authentische und bislang unkopierte Art und Weise, diese Gedanken an die Welt weiterzureichen.
Spannenderweise wurde auch zu Crimes of the Future das Drehbuch bereits vor langer Zeit geschrieben (nämlich bereits 1999) und der Regisseur selbst entschied, diesen Stoff erst jetzt zu verarbeiten. Damit hat er insgesamt über 20 Jahre auf die Zeit gewartet, in der eben jenes Thema seine Relevanz entwickelt und nun tagesaktuell ist.
Die richtige Einstellung für dieses Movie ist also, sich bestenfalls schon mit dem ein oder anderen seiner Werke auseinandergesetzt zu haben (allerdings kein Muss) und mit der Erwartung ins Kino zu gehen, dass jetzt wieder ein wenig Denkstoff vor die Füße kommt, der einen so richtig tief in diese dystopische Welt der Zukunft führt und sich mit den elementaren Dingen des Menschseins auseinandersetzt.
Das Wort „abgespaced“ trifft es hier meiner Meinung nach auf einer anderen Dimension und ich liebe diese heimeligen, wirren Ideen und Gedanken solcher Filmemacher sehr. Man bekommt genug Zeit, um sich mit den geistigen Errungenschaften, die man während des Schauens gewinnt, auseinanderzusetzen und ist tatsächlich ein wenig gefordert, wenngleich auch nur das reine Ansehen des Films schon unterhaltsam und keinesfalls langweilig ist.
Und rundherum scheint wieder mal alles zu stimmen. Atmosphäre, Soundtrack, Echtheit wo immer man hin sieht … gefühlt in meinen Augen einer der besten Filme, die ich bisher von Cronenberg sehen durfte.
Der Gang ins Kino lohnt sich (auch wenn der „Muff“ des Sets sehr nach Heimkino stinkt), denn die Details und Atmosphäre kriegt man eben nirgendwo so gut auf die Reihe, wie in einem Raum, der den Film anbetet statt mit anderen Dingen für Ablenkungen zu sorgen.
Wenn ihr ihn bisher nicht gesehen habt, haltet einfach Ausschau danach – und ich bin ziemlich sicher, dass der auch bald fürs Heimkino auftauchen wird – spätestens da solltet ihr euch mal einen Abend dafür gönnen… gern auch allein, dann gibt’s keine weirden Gespräche danach.
.kinoticket-Empfehlung: In meinen Augen mit der beste Cronenberg, den ich je gesehen habe. Stimmung, Dystopie und die geistreichen Ideen und Gedanken rund um die Thematik, die sich ja inzwischen durch all seine Filme zieht, landen hier auf einem neuen Höhepunkt und machen diesen Film zu einem Großereignis im Independent-Genre. Daumen hoch!
Nachspann: ⚪️⚪️⚪️ | Braucht man nicht abwarten, hier folgt nichts mehr.
Kinostart: 10. November 2022
Original Title: Crimes of the Future
Length: 107 Min.
Rated: FSK 16
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