
Wenn Gott ein Buch über die Geschichte der Zeit aufschlägt, wird ihm relativ schnell langweilig. Why?
Nunja, die Kapitel sind irgendwo immer die gleichen, richtig?
Unsere dumme Geschichte wiederholt und wiederholt sich wieder und wieder – und unsere jämmerlichen Figuren schaffen es nicht, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen und einfach mal etwas anders zu machen.
Kaum ändern sich die Grundvoraussetzungen, fangen diverse Individuen zu spinnen an und schwupps, ist alles wieder beim Alten und die Story geht von vorne los.
Was haben wir für einen Reichtum und Wohlstand, Glück und Überfluss aufgebaut und hätten uns jetzt darin Jahrhunderte suhlen können – und was tun wir? Zetteln Krieg an, vernichten alles über Nacht, machen die Arbeit von Jahrhunderten in wenigen Augenblicken zunichte und bomben die Menschheit zurück in die Vergangenheit, wo Leid, Kummer, Sorgen, Nöte, Angst, Armut und Trostlosigkeit herrschen.
Applaus. (Ironie).
1920 – es herrscht Armut. Familien leben am Existenzminimum und haben gar nichts. Hier startet die Geschichte des Großvaters von Regisseur Adrian Goiginger, die als Grundlage für diesen Film herhielt und von ihm nun aufgearbeitet und verfilmt wurde.
Es ist sensibles Kino. Es ist Material, das an die Nieren geht. Zu der Zeit lief grad überall im Kino Im Westen nichts Neues und ließ für mich gewisse Paralellen erkennen, wenngleich der Film hier rein gar nichts mit diesem zu tun hat.
Goiginger hat es schon mehrfach geschafft, das sensible Wesen des Menschen in seinen Filmen zu ergreifen und in wunderbaren Stories niederzuschreiben und wiederzugeben. Die Beste aller Welten, Märzengrund (ich schulde euch noch eine Rezension, die wird irgendwann kommen, versprochen!), und nun eben der hier: Der Fuchs.
Die Anmut und Eleganz männlicher Gefühle ist selten im Kino so derart beleuchtet worden, ohne dabei ein Genrefilm zu sein oder es auf Sexualität runterzubrechen.
Es geht auch nicht um Krieg, um Gewalt, um Politik… es geht vielmehr um den viel engeren Kreis der Gefühlsintimität innerhalb der Welt eines einzelnen Jungen, der von Einsamkeit, Alleinsein, Sensibilität und Ausgrenzung betroffen war – und in jener Zeit gelebt hat.
Und eins lasst euch vorweg verraten sein: Dieser Film ist wunderwunderschön.
Also nutzt die Chance und schaut ihn in einem Kino, wir haben so viel Stress, Terror und Lärm da draußen – daher nehmt euch die Zeit und genießt diese wunderbare Story in einem abgeschlossenen Terrain, wo euch nichts stört und ihr sie ganz intensiv genießen könnt. Ihr werdet nicht enttäuscht sein.
.kinoticket-Empfehlung: Dieser Film schwellt über vor Sensibilität, Gefühlen, Emotionen und zarter Zerbrechlichkeit innerhalb eines Kosmos, der von Zerstörung, Angst, Gewalt und Hass durchsiebt ist. Eine wunderbare Geschichte, die absolut an die Nieren geht!
Nachspann: 🔘⚪️⚪️ | Hier folgen noch einige Audiofiles und Bilder vom echten Franz.
Kinostart: 13. April 2023
Original Title: Der Fuchs
Length: 118 Min.
Rated: FSK 12
Auch interessant für dich
Living – Einmal wirklich leben
Beau is Afraid
Sisu