
Tja, Leute, was soll ich sagen? Als Kind der Gastronomie und Freund des Kinos treffen zwei Merkmale auf mich zu, für die Fernsehsender schon wieder „…-Experte“ in die Bauchbinde schreiben würden, obwohl man auf Deutsch gesagt eigentlich überhaupt keine Ahnung hat.
Wenn ich erzähle „Ich war noch in Der Geschmack der kleinen Dinge“ und mit „Uäähhhhhhhh neeee. Der war nähhhhhh.“ geantwortet wird, habt ihr ne Referenz.
Wenn mir ältere Damen (die mit im Kino saßen und wohl auch Zielpublikum sind) hinterher erzählen: „Das wirkt wie ein letztes Aufbäumen vom Depardieu, quasi Resteverwertung“, dann habt ihr noch ne Referenz.
Der Film will „Essen und Gourmet“, kommt damit aber irgendwie nicht ums Eck. Es reicht nicht, permanent genervt zu sein, ohne wirklich eine Geschichte zu erzählen oder als Pointe des Films zu nehmen, dass das Essen woanders besser ist. Die Zeiten, in denen man das „magisch unbekannte Andere“ als Lösung für den stressigen Westen unserer Kultur etablieren konnte, sind leider nun mal vergangen. Böse Zungen könnten unterstellen, dass der Film damit inhaltlich genau das gleiche vollzieht, wie Good Bye, Lenin mit der Mutter: Seinen Zuschauern vorgaukelt, die Welt wäre noch so wie vor ewigen Zeiten und nichts hätte sich geändert.
Es gibt ja einige Filme, die sich mit „Essen“ auseinandersetzen und richtig gut sind – The Menu war der aktuellste, der bei mir eingeschlagen hat, wie ne Bombe. Aber das hier war einfach oberflächlich und hat sich nicht mit Gastronomie, Geschmäckern und „Umami“ (wie er übrigens im Original heißt) auseinandergesetzt, sondern sich rein exklusiv aus der Tricktechnik-Kiste bedient und auf Erfolgsfaktoren gesetzt, die normalerweise ziehen: Schauspieler, mit denen diese Generation groß geworden ist und die erfolgreiche Filme gemacht haben, den kürzlich schon negativ erwähnten Monsieur Pierre geht online-Hauptdarsteller, mit dem ich persönlich wirklich überhaupt nichts anfangen kann, als Sidekick dazu gestellt und dann irgendwas mit „Wir geben euch alten Trullas nochmal die Chance, weit zu reisen, obwohl ihr eigentlich alle schon kurz vorm Tod steht“… und fertig ist das Konzept dieses Films.
Yo, klingt böse, ist aber mein Eindruck. Und damit nutze ich nochmals die Chance und schreibe (wieder einmal) nieder:
Alles, was hier auf der Website gesagt wird, je gesagt wurde und gesagt werden wird, ist stets die Meinung meiner eigenen Person zum Zeitpunkt, als der jeweilige Text veröffentlicht wird. Menschen ändern sich – auch ich ändere mich – und lernen dazu, ändern ihre Meinung, gewinnen neue Erkenntnisse oder entwickeln sich weiter. Auch ich habe vielleicht die ein oder andere verschrobene Ansicht oder bin wütend, sauer, enttäuscht oder hab andere Gefühle, die ich dann in meinen Texten verarbeite und „ungefiltert in die Welt raus schreie“. Es wäre nicht das erste Mal, dass ich auf eigene Referenz-Links verweise, mir meine eigenen Beiträge durchlese und dann denke: Okay, wow, da warst du aber bisschen krass… – also fügt diesen Umstand gerne eurer allgemeinen Wertungsmaschinerie hinzu, wenn ihr hier mitlest: Es ist immer die aktuelle, temporäre Meinung von mir, die sich im Laufe der Zeit auch ändern oder komplett ins Gegenteil verkehren kann.
Eine andere alte Weisheit ist: Es gibt keine schlechten Filme, jeder Streifen hat irgendwo sein Publikum. Ich hab dann wohl einfach nur den falschen Saal erwischt und saß neben den falschen Personen, ein paar Reihen hinter uns fanden es alle wieder ganz schnuckelig und wer weiß, vielleicht wird in der Generation Mumie der Film ja ziemlich gefeiert – dann wurde er einfach für eben jene gemacht.
.kinoticket-Empfehlung: Es gibt kaum etwas, das besser und intensiver die Sinne anspricht, als Essen. Schade, dass man diesen Umstand nicht genutzt hat, um die nächste beste Sache zu nutzen, die Emotionen und Sinne anspricht: Die Leinwand. Das hier ist irgendwie einfach nur ein zurückgebliebenes Relikt aus den 90ern, wo es noch „wow“ war, wenn man mal ins Fernöstliche gereist und dort andere Lebensweisen kennengelernt hat. Heute? Gähn!
Nachspann: ⚪️⚪️⚪️ | Braucht man nicht abzuwarten, hier folgt nichts weiter.
Kinostart: 09. Februar 2023
Original Title: Umami
Length: 105 Min.
Rated: FSK 6
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