
Silvain Tesson und Vincent Munier, der eine preisgekrönter Schriftsteller, der andere weltberühmter und ausgezeichneter Fotograf – begeben sich gemeinsam auf die Suche nach den extrem seltenen und scheuen letzten Exemplaren des Schneeleoparden und werden dabei von Marie Amiguet mit der Kamera begleitet.
Herausgekommen ist keine weitere Natur-Dokumentation der Kategorie „Wir halten euch den Zeigefinger vors Gesicht und präsentieren einmal mehr, wie dumm, blöd, verschwenderisch und zerstörerisch die Spezies Mensch ist und das alles viel besser wäre, wenn er nicht mehr auf diesem Planeten wäre“ sondern etwas ganz anderes: Ein Paket voller Schönheit, intensiver Wucht, zur Ruhe kommen, Nachdenken, Sinnieren und tiefes, kosmisches Genießen.
Die Gedanken und Eindrücke, die die beiden mit uns teilen, während wir – gemütlich bequem im Warmen – dabei sein können, wenn sie ihre körperlich herausfordernden Touren unternehmen, lassen einen oft abschweifen und zeigen, was wir in unserer Gesellschaft oft gar nicht mehr wirklich wahrnehmen: Schönheit.
Es ist aktuell fast schon absurd, über solch ein Thema zu schreiben, während man in den Nachrichten über das komplette Gegenteil spricht – aber vielleicht ist es gerade deshalb sehr sinnvoll, sich wieder auf diese Dinge zu fokussieren: Man verliert nicht so leicht den Verstand, gewinnt wieder etwas mehr Hoffnung, kann den Strapazen des Alltags danach gestärkt wieder begegnen und genießt einen wunderbaren Blick auf eine wunderbare Welt, die neben all dem Schmarrn, der derzeit stattfindet, auch existiert.
Was mir persönlich an dem Streifen extrem gut gefallen hat (und ich habe ihn schon vor Kriegsausbruch sichten dürfen), war die Natürlichkeit und immense Größe, mit der hier die Natur gezeigt wird und man stiller, demütiger Beobachter werden darf, der sich aus den Gepflogenheiten der Normalität herauslöst und die Landschaft und Tierwelt auf eine völlig neue Art und Weise erleben darf.
Ich kann mich persönlich sehr gut damit identifizieren, hab ich doch selbst auch viele Nächte im Tarp, Zelt oder unter freiem Himmel verbracht, weitab der Zivilisation gemeinsam mit der Natur und die Lautstärke unserer Rasse dadurch ein wenig abgelegt. Es wirkt, als beträte man eine fremde Welt, die anders zu funktionieren scheint und nur deshalb zum Vorschein kommt, weil man seine eigene Lautstärke runter fährt und die Erde wieder selbst sprechen lässt.
Dies haben alle Beteiligten dieses Werkes hervorragend einfangen und umsetzen können, um so etwas zu präsentieren. Dass dann die verborgene Schönheit zum Vorschein kommt, die man eben nicht um 20:00 Uhr in der tagesschau präsentiert kriegt, ist vielleicht für euch ein Grund, ein Kinoticket für diesen wunderbaren Film zu lösen.
.kinoticket-Empfehlung: Eintauchen, Abschalten, eine neue und unberührte Welt betreten: Der Schneeleopard nimmt euch mit auf eine Reise in eine Welt, die zwischen Zivilisation und Lärm verborgen ist und aus purer Schönheit besteht.
Nachspann: 🔘⚪️🔘 | Man darf seine Augen zwar schließen, sollte sich allerdings den akustischen Schönheiten widmen, die da bis Ende folgen …
Kinostart: 10. März 2022
Original Title: La Panthère des neiges
Length: 92 Min.
Rated: FSK 0
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