Juni 3, 2023

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Die Drei Musketiere – D’Artagnan (Teil 1)

Die Drei Musketiere - D'Artagnan - Filmplakat
© 2023 Constantin Film Verleih GmbH

Da sind sie wieder mal … die Musketiere … ein Stoff, der nie alt wird und irgendwie ständig wieder überall auftaucht. Kino, Fernsehen, TV, Bücher, Bühnen … ist quasi wie im Theater: Es gibt sieben Stücke, und all die werden seit Jahrtausenden wieder und wieder aufgeführt. Kein Bock auf was Neues.

Manchmal fühlt es sich wie bei einer schlechten Show an: Wenn der „Hauptact“ grad rum ist und man in die Pause geht, braucht es Lückenfüller, also könnte man doch mal wieder was mit den Musketieren machen …. 🤔

Ihr seht schon: Meine Erwartungen => Keller. Darunter. Begraben.

Eigentlich wollte ich nur wissen, wie Constantin das Epos meistert, das man daraus zimmern könnte und ja, irgendwie haben sie es geschafft, es nicht zu verkacken. Kein Meisterwerk, aber auch nicht alles schlecht.

First things first: Ich bin noch nie ein Freund davon gewesen, eine Geschichte in zwei Hälften zu zerreißen und dann eine davon zu Tode zu verdammen. Dass sowas blendend schief gehen kann, haben wir alle bereits an Werken wie The Matrix Trilogy erleben dürfen: Die meisten fanden den ersten Teil grandios, haben beim philosophischen Mittelteil abgekotzt (der genauso wichtig und richtig ist) und das Action-Finale dann wieder besser gefunden. Alle drei gehören zusammen und bilden ein Regiment, das eine grandiose Story erzählt, bei der kein einzelner Teil fehlen darf.

Hier handelt es sich um Teil 1 (Teil 2, Die Drei Musketiere – Milady ist aktuell auf den 14. Dezember 2023 angesetzt!) – und daher ist eigentlich noch gar keine Zeit und kein Raum, um hier abendfüllende Kritiken loszulassen, auf die man sich später stützen könnte.

Nichtsdestotrotz versuch ich dennoch, euch einen ungespoilerten Einblick da rein zu geben, um vielleicht den ein oder anderen dazu zu bewegen, sich den Film doch anzusehen – man könnte Wichtiges verpassen und sich hinterher dafür verfluchen, dass man nicht alles zuerst im Kino gesehen hat.

Nein, das Ding ist kein durchschlagender Erfolg, es gibt einiges an Kritikpunkten und -feldern, und das ist auch durchaus berechtigt. Der Start begeistert. Am Anfang fängt man gradios an, der erste Spannungsbuckel ist wirklich großartig. Spätestens da ist das Bereuen weg und man freut sich, dass man im Kino sitzt und so etwas erleben darf. Der Soundtrack wuchtet so vor sich hin, die Kamera ist ästhetisch und das Bild ist schön dreckig und mittelaltervital, man kriegt richtig Bock auf die kommende Story.

Im Laufe der Zeit hakelt es dann aber … und zwar dann, wenn die Protagonisten anfangen, wirklich zu reden und zu agieren und nicht nur „da sind“ und „aussehen“. Man spürt gewisse Konformitätsdefizite in der Truppe und auch der Plot wirkt nicht aus einem Guss, sondern ist irgendwie „hakelig“ und stolpert mehr, als dass er sich flüssig über das Gemälde ausbreitet und einfach grandios aussieht.

Dazwischen: Eva Green – der Film ist ihr Glanzstück – sie ist überragend! Sowohl ihre Rolle als auch ihre Performance. Immer, wenn sie auftaucht, wird der Wert wieder enorm in den Himmel katapultiert und man kriegt wieder Bock drauf.

Von allen anderen hätte ich persönlich an der Stelle weitaus mehr erwartet. Gerade Vincent Cassell, der für solche Rollen eigentlich wie geschaffen ist, glorifiziert sich hier nicht unbedingt mit Ruhm, sondern wirkt unterdurchschnittlich, und François Civil, dem das Movie namentlich eigentlich gewidmet ist, wirkt, als wäre er im falschen Film. Eigentlich hat er bereits genug Erfahrung auf dem Kerbholz und ist seit 2005 aktiv im Business, wirkt hier aber völlig fehlbesetzt und deplatziert und passt irgendwie so gar nicht ins Ensemble. Dieser Schnitzer mag anderswo verzeihlich sein, in einem Film, bei dem es aber um genau diesen Charakter gehen soll, ist das ein grober Fauxpas, der einfach nicht passieren darf.

Aber wer weiß – vielleicht geht es ja gar nicht („nur“) um ihn, sondern vielleicht ist das ja alles bloß Hinhaltetaktik für den kommenden Finalteil der Eröffnungssaga des neuen Musketier-Franchises: Immerhin soll hier ein Cinematic Universe gesponnen werden, welches später dann mit Serien und anderen Figuren ergänzt wird. Insofern spiel ich jetzt mal die „zu früh für Kritiken“-Karte aus und lass es einfach mal durchgehen.

Dennoch bin ich der Meinung, man sollte sich diesen Teil trotz allem in einem Kino geben – zu viele Szenen sind sonst nicht wirklich beeindruckend, weil sie auf kleineren Leinwänden/Heimkinos dann wieder wie ein billiger Nachhall wirken und ihre imposante Restwirkung vollends verschenken.

Also: Erster Eindruck: Kino.

.kinoticket-Empfehlung: Eva Green ist das Beste am ganzen Film, der ansonsten mit stellenweise wirklich guter Atmosphäre und epischem Flair punktet, aber an entscheidenden Stellen nicht flüssig funktioniert, sondern eher hilflos und undurchdacht wirkt. Der Hauptdarsteller ist in meinen Augen fehlbesetzt und auch sonst wirkt nicht alles aus einem Guss, aber das finale Machtwort wird hier ja erst Ende des Jahres gesprochen – also abwarten.

Nachspann: ⚪️⚪️🔘 | Nicht gleich raus rennen, es folgen noch Szenen.

Kinostart: 13. April 2023

Original Title: Les Trois Mousquetaires: D’Artagnan
Length: 121 Min.
Rated: FSK 12

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