
Schaut mal auf das Plakat und findet das Schwein … und ruft euch dann ins Gedächtnis, dass dieser Film im Original Holy Lands heißt: Das heilige Land… also Israel. Warte mal, Judentum und Schweinefleisch? War da nicht etwas?
Genau. Hier haben wir direkt den Einstieg ins Business dieses Films, der sich exakt mit diesem Fakt auseinandersetzt und dies auf ironisch-komisch und gleichsam verstörende Art und Weise zu einem Religions-Clash zusammenmischt, bei dem am Ende niemand mehr wirklich den Durchblick hat und man noch verstörter von dannen zieht, als man schon gekommen ist.
Dass hochkarätiger Cast an Land gezogen wurde, trägt u.a. dazu bei, dass dieser Film dennoch seine Daseinsberechtigung hat: James Caan (von mir geliebt in Misery) neben Tom Hollander (nicht zu verwechseln mit Tom Holland (ohne -er) – dem Spider-Man der Neuzeit) und Jonathan Rhys Meyers (bekannt u.a. aus der TV-Serie Vikings) sorgen hier für ziemlich aufwühlende Begegnungen, die teils satirisch, teils bissig-zynisch, teils beschämend und verletzend, teils aber auch vorbildlich auf unterschiedliche Kulturen und Religionen hindeuten und ihre eigene Interpretationsmöglichkeit von Zusammenleben ermöglichen.
Dabei hapert es ein wenig an der Ernsthaftigkeit, mit der z.B. ein Atheist diesen Film sehen könnte: Hier schwingt immer ein wenig die übernatürliche Unglaubwürdigkeit im Raum mit, was den Fokus dann auf Dinge wie Zwischenmenschlichkeit lenkt, weil man entweder mit abgedroschenen Phrasen abgespeist oder mit zu viel Informationsbombardement in den Aufmerksamkeits-Tod geschickt wird.
Ich hab mich mal umgehört bei denen, die den Film schon gesehen haben und bekam als Antwort, dass sie den familiären Aspekt wichtiger fanden, trotz kultureller und religiöser Unterschiede miteinander klar zu kommen und dabei Glaubensfragen eher in den Hintergrund gerückt wissen wollten.
„Ich sehe da eher das gesetztere, leicht konservative Publikum Mitte 40, die einfach mal ARD-Kost im Kino sehen wollen. Bei den meisten Filmen, die bei diesen Sendern laufen, muss man keinen Sinn oder etwas davon mitnehmen, trotzdem fühlt sich deren Zielpublikum unterhalten und hat daran seinen Spaß.“
Und da fährt das Movie tatsächlich auch einige ganz komische Momente auf, die insgesamt aber etwas zu sehr in die Länge gezogen wirken und darum den „Heidenspaß“ etwas verpuffen lassen.
Israel kommt als Land immer mehr in den Fokus der Leinwand – auch in Deutschland. Holy Lands spielt einmal mehr mit den kulturellen Religionen Mischmasch, punktet dabei am Ende aber in einer ganz anderen Liga. Gutes Mittelmaß.
Nachspann: ⚪️⚪️⚪️ | Muss man nicht abwarten, es kommt nichts weiter.
Kinostart: 05. September 2019
Original Title: Holy Lands
Length: 100 Min.
Rated: FSK 6
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