
The time has come … die Elite nimmt uns den Spaß aus den Kinos. Und entsendet darselbst die Begierde der Kunst als Wohl der Schlafenden haben wollenden Seins in ihren geistlosen Kräften.
Ungefähr so viel Sinn wie dieser Satz macht auch der Film. Wenn man im Presseheft stöbert, stößt man auf so manche Aussagen, die gleich ganz andere Gedanken in einem hochkeimen lassen – zum Beispiel den, als Eva Husson, die dieses Werk verbrochen hat, erzählt, ihr wäre „das Drehbuch überraschend in den Schoß gefallen, fast wie ein Stern aus einer fernen Galaxie“.
Offensichtlich sind da auch gleich ein paar ganz andere, böse Dinge mit in ihren Schoß gefallen, die nicht von dieser Welt sind – aber: „… ich las das Drehbuch in nur einem Tag, weil ich es einfach musste – und ich beendete die Lektüre tränenüberströmt.“ Geht – sind ja auch bloß 143 Seiten.
Damit hätten Husson und viele Besucher der Sneak Preview nun schon eines gemeinsam: Wir waren tränenüberströmt … allerdings vor Enttäuschung. Und Langeweile.
Nach den ach so gustierten Ergüssen von Annette (für die ich übrigens von der Masse bejubelt und von den Erhabenen aufs Schärfste verprügelt wurde) stand eigentlich wieder Hoffnung im Kinosaal, denn: Schlimmer hätte es ja nicht mehr werden können.
Sagen wir mal so: Ein Festtag ist allenfalls ebenbürtig, legt dafür aber noch extreme Langeweile als Sahnekirsche on top. Und das trotz eigentlich herausragender Persönlichkeiten wie Colin Firth oder Olivia Colman.
Liest man sich einschlägige Kritiken über jenen Film durch, erklingen schon wieder ruhmreiche Arien, man hätte Kino zu seiner Vollendung geführt und laut Regisseurin „alles, wofür sie im Leben brennt: Schreiben, Sex und Kino in Reinform“.
Spätestens seit Downton Abbey weiß auch der Pöbel, dass das ganze aristokratische Gequatsche extrem unterhaltsam, spannend, mitreißend und unglaublich gut sein kann – immerhin haben selbst Menschen wie ich, die so völlig außerhalb der eigentlichen Zielgruppe sind, sogar die komplette Serie auf Blu-ray geordert, damit ich damit nicht aufhören muss, wenn wieder mal das Internet auf dem Land zusammenbricht oder sich der Streaming-Provider erneut einmal dazu entschließt, selbige wieder aus dem Programm zu nehmen.
Was kann man mit dem ganzen Gehabe auf der Leinwand alles machen: Intrigen, Sex, Tabubrüche, einfach so richtig die Sau raus lassen und die Zuschauer dabei mitreißen während man sich in diesen elitären Kreisen bewegt und dennoch niemals den Anschluss zum Publikum aufgibt – ganz gleich, wie rar dessen Münzen im Geldtütchen sind.
Wenn sich im Kino während des Films dann andere Zuschauer zu einem rüber beugen und „Downton Abbey für ganz Arme“ raunen, unterstreicht das nicht nur mein persönliches Gefühl, sondern ebenfalls das des restlichen Saales.
Die Phrasen sind so dermaßen seltsam, dass man einfach nichts damit anzufangen weiß – oder wüsstet ihr, wem das vierte Bein gehört?
Däng!
Dann diese unerträgliche Langsamkeit. Ja, es gab inzwischen schon einige Streifen, die zurück in die alten Jahre gingen, wo es noch „unschicklich“ war, auch nur an etwas zu denken … und alles auf super-einfach und minimalistisch zu trimmen – auch das kann ein Zielgruppenfetisch sein, den man durchaus bedienen darf, man aber kaum einer größeren Masse als Probierhäppchen vorsetzen sollte. Hier tendiert man eher schon zur Senilität – es werden alle Sätze nämlich immer mit … großen … Pausen …. nochmal … wiederholt. Damit … es … deeeeeer … duuuuummmmmmeeeeeee ….. Zuuuuhhhhhschauuuuuuuuhhhhheeeeeerrrrrr …… aaaaaaaaauuuuuucccchhhhhh …. kaaaahhhhhhpppiiiiiieeeeeeeerrrrrrrtt.
Und weil man als Regisseurin dann glaubt, dass alle einen ausschließlich abfeiern und man so üüüüüberhaupt nichts falsch gemacht hat, denkt man dann immer noch (kurze Randbemerkung: Wir bewegen uns aktuell tatsächlich schon auf das Jahr 2022 zu!!), dass eine nackte Frau und ein schwingender Penis allein ausreichen, um die große Provokation auf der Leinwand abzufeiern und es dann „Sex und Kino in Reinform“ nennen zu können.
Plottwist: Kann man nicht, es ödet einen einfach nur an. Aber ich will mich ja nicht beschweren.
Achso – ich vergaß: Man muss es nach einer langen Pause ja alles nochmal wiederholen … also:
(Pause)
Es – ödet – einen – einfach – nur – an!
Hätte man den ganzen Film einfach chronologisch zusammengeschnitten und die Dialoge in Normalgeschwindigkeit zurecht gemacht, hätte das Ding vielleicht 14 Minuten Laufzeit, wäre dann aber nicht so ein Rohrkrepierer geworden, wie jetzt.
Aber … da …. uns …. so …. viel … Zeit … bleibt …. lasst uns doch einfach nochmal einen kurzen Schwenk auf den Kalender werfen – es ist der 26. Dezember … das Ding startete am 23. Dezember 2021 – und heißt im Original: Mothering Sunday – also: Muttertag.
In diesem Sinne: Frohe Ostern und ich hoffe, ihr feiert den Tag der Arbeit recht kräftig 😀
Und zum Schluss noch eine kurze Bemerkung: Was haben sich unzählige Frauen, Diverse, Gender-Affine und sonstige Kreaturen zusammengerottet und alle Welt dahingehend erzogen, dass wir Frauen endlich als ebenbürtige Wesen ansehen, die mehr zu sagen haben, als bloß als Herdbedienpüppchen und Sexobjekt angesehen zu werden – und dann kommt ausgerechnet im Jahr 2021 eine Frau und serviert uns so etwas hier… allein dafür sollten eigentlich alle Frauen aufstehen und sie verprügeln … Probiert euch einfach mal am Bechdel-Test bei diesem Film und zählt mal, wie oft ihr dabei scheitert… meine Fresse, euer Ernst?
.kinoticket-Empfehlung: Stellt euch Captain Picard vor, wie er sich einfach facepalmt. Mehr braucht man über diesen Film nicht zu sagen.
Nachspann: ⚪️⚪️⚪️ | Braucht man nicht abzuwarten, hier folgt dann auch nichts mehr.
Kinostart: 23. Dezember 2021
Original Title: Mothering Sunday
Length: 105 Min.
Rated: FSK 12
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