
Ich ziehe diesen Film mal ein wenig vor … denn heute ist der Welt-MS-Tag, an dem auf die Krankheit „Multiple Sklerose“ aufmerksam gemacht wird und im Rahmen dessen dieser deutsche Kulturbeitrag eine Sonderpremieren-Tour vor Kinostart durchs Land macht, die bereits am gestrigen Tag in Münster, Hamburg, Chemnitz und Regensburg gestartet ist.
Alle weiteren Termine dazu findet ihr am Ende des Beitrags.
Ich habe den Streifen bereits im Rahmen der Pressevorführungen vor einiger Zeit gesehen und gar nicht richtig geschnallt, dass es hier um diese Krankheit geht, da ich es eher als „alt werden und damit einhergehend alles schwieriger wird, weil man oftmals vielseitig an verschiedenen körperlichen Funktionen abbaut und es am Ende echt richtig schlimm wird“ interpretiert habe – aber im Nachgang machen all diese Dinge nun super viel Sinn und damit diesen Film zu einer noch besondereren Perle, als er eh schon ist.
Ein großes Versprechen gibt sich sehr minimalistisch in seiner Ausgestaltung und lenkt viel Aufmerksamkeit auf die emotionale Gefühlswelt und Beziehung, die diese beiden Charaktere durchleben und -leiden.
All das ist super beeindruckend, auch wenn das Thema sehr depressiv angelegt ist, denn auch als junger Mensch, der sich nun schon mehrfach zurück ins Leben gekämpft hat, kriegt man mal ein ganz anderes Gespür dafür, was Leben eigentlich bedeutet und welches Glück man hat, wenn bei einem die ganzen Grundfunktionen des Körpers einfach noch richtig arbeiten.
Das Thema Altern wird von den meisten Menschen ja immer ein wenig beiseite geschoben, denn unsere Industrie verkauft uns täglich nicht nur allerlei Produkte, die Alt werden verhindern sollen, sondern man suggeriert uns auch beständig durch Werbung und Aussprüche, Fernsehsendungen und Modezeitschriften, dass Alt sein etwas ganz furchtbares ist. Dementsprechend ist ein gewisses Gefühl damit verbunden, dem man sich (gleich wie dem Sterben) zu Lebzeiten am liebsten entzieht.
Genau hier rein prescht dieser Film und zeigt so eindrücklich, was in diesen Zeiten wichtig ist und weist einmal mehr darauf hin, wie wichtig es ist, immer im Hier und Jetzt zu leben und jeden Atemzug seines Lebens in vollem Ausmaß zu genießen. Wenn bei einem so halbwegs alles klar ist, sollte man einfach dankbar dafür sein, weil die grundlegenden Dinge wie Laufen, Sprechen, Finger bewegen etc. einfach schmerzfrei ablaufen und vorhanden sind.
Und ich gehe als medizinisch Gepeinigter sogar noch einen Schritt weiter: Selbst, wenn ihr irgendwelche Höllenkrankheiten habt, die euch tagtäglich herausfordern und fürs „normale Aufstehen“ oftmals viele Stunden Arbeit notwendig sind, seid dennoch dankbar dafür, dass ihr lebt und die Zeit hier auf Erden genießen könnt. Fokussiert euch auf das, was schön ist und sucht euch einen Moment der Freude – einfach jederzeit, wenn euch danach ist.
Ach… der Film löst so viele Gedanken, so viele Intentionen aus, über die es sich nachzudenken lohnt und hallt auch, nachdem man ihn im Kino gesehen hat, noch lange draußen nach.
Inzwischen wurde er auch mit dem „Prädikat besonders wertvoll“ ausgezeichnet (in meinen Augen mehr als zu Recht!) und startet nun wie gesagt schon im Vorfeld des offiziellen Kinostarts eine Sonder-Premierentour mit folgenden Locations und Terminen:
30. Mai 2022:
Aachen – Apollo – 20:00 Uhr
Lüneburg – Scala – 19:30 Uhr
Darmstadt – Rex – 20:00 Uhr
Bremen – Ostertor – 18:00 Uhr (in Anwesenheit der Filmschaffenden)
Hannover – Kino am Raschplatz – 20:30 Uhr (in Anwesenheit der Filmschaffenden + Vorsitzenden und Geschäftsführer der DMSG)
Erding – Cineplex – 20:15 Uhr
Neufahrn – Cineplex – 20:15 Uhr
Vilsbiburg – Cineplex – 20:15 Uhr
31. Mai 2022:
Köln – Odeon – 18:00 Uhr (in Anwesenheit des Hauptdarstellers und der Regisseurin)
Düsseldorf – Bambi – 20:30 (in Anwesenheit des Hauptdarstellers und der Regisseurin)
01. Juni 2022:
Berlin – Delphi Lux – 17:30 Uhr (in Anwesenheit der Filmschaffenden)
Berlin – Kino in der Kulturbrauerei – 20:30 Uhr (in Anwesenheit der Filmschaffenden)
05. Juni 2022:
Essen – Lichtburg – 11:00 Uhr (in Anwesenheit der Filmschaffenden)
Weitere zukünftige Termine findet ihr auf der Filmwebsite von „Ein großes Versprechen“
Lasst euch dieses wertvolle Filmgut nicht entgehen und bucht euch in die Sondertour ein oder zieht anschließend ein Kinoticket und geht in die regulären Vorstellungen – endlich mal wieder etwas Deutsches, das es sich anzuschauen lohnt.
.kinoticket-Empfehlung: Eindrücklich, ehrlich, unverblümt und markant bis auf die Knochen: Hier wird nicht nur die Sezierung eines Krankheitsbildes vorgenommen, sondern auch die Entwicklung des menschlichen Körpers in seiner Vergänglichkeit ausgemalt – ein Appell an jeden, sein Leben jeden Tag zu genießen!
Nachspann: ⚪️⚪️⚪️ | Braucht man nicht abzuwarten, hier folgt nichts weiter.
Kinostart: 09. Juni 2022
Original Title: Ein großes Versprechen
Length: 90 Min.
Rated: FSK 12
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