Mai 29, 2023

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Eingeschlossene Gesellschaft

Eingeschlossene Gesellschaft - Filmplakat
© 2022 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH

Wenn man sich die generellen Bewertungen von Sönke Wortmanns Filmografie mal so ansieht, stellt man schnell fest, dass die sich alle im semiguten Mittelfeld abspielen. Von ihm wird kein Titel so richtig gehasst, aber eben auch kein Titel so richtig geliebt.

Das erste Werk, mit dem ich persönlich von ihm in Berührung gekommen bin (und das ich tatsächlich auch als Independent-Film sehr mag) war Kleine Haie, den ich auch als Idee sehr einfallsreich fand.

Neben so deutschen Allzeitklassikern wie Der Bewegte Mann und Das Wunder von Bern hat er sich auch mit dem Thema Schule und deutsche Identität auseinandergesetzt und dazu Filme wie Frau Müller muss weg, Contra und Der Vorname in die Kinos gebracht.

Letzterer bekommt jetzt ja bald noch einen zweiten Teil (Der Nachname) – und aktuell ist von ihm Eingeschlossene Gesellschaft zu sehen – erneut ein Film, der in einer Schule spielt und all jene Erzähl-Elemente wieder mitbringt, die auch in den oben genannten Streifen zu sehen sind.

Nun könnt ihr euch ausmalen, welche Bewertung die Sneak Preview-Kundschaft dem Titel hinterlassen hat: So la la … also semigutes Mittelfeld. Business as usual.

Tatsächlich wächst Wortmann auch in diesem Streifen wieder einmal nicht über sich hinaus und liefert etwas ab, über das geredet werden muss: Alles ist nach altbekannter Manier (ARD Degeto) und zum Teil sind sogar die Darsteller wieder mal die gleichen (auch, wenn ich das jetzt nicht als Negativpunkt werten möchte, in Hollywood hat ja auch jeder große Filmemacher seine bekannte Schar um sich, die immer wieder in den Filmen aufkreuzen).

Der Film hat seine überaus guten Momente und sorgte auch das ein oder andere Mal für richtig Bauchschmerzen vom Lachen, allerdings steht sich auch hier wieder einmal die „deutsche Identität des Drehbuchschreibens“ selbst im Weg: Man hat viele gute Ansätze, die man kaum ausreizt oder eben viel zu spät bringt, weil der geneigte Kinogänger diese Entwicklung schon längst erwartet hat.

Was mir so ein bisschen fehlt, ist der Thrill, der den Elite-Deutschen tatsächlich aus seiner Couch hebt und ihn emporstreben lässt, so wie wir das eben auch aus Hollywood kennen: Man geistert immer so ein wenig durch die ARD-Machenschaften und feiert sich selbst, verbucht dann die Titel als Erfolg (Es gab ja ein Fest von uns deswegen) und achtet nicht mehr so sehr darauf, was der Rest der Welt darüber denkt oder ob man sich nicht doch irgendwo in einer eigenen Blase aufhält.

Ich möchte das Werk jetzt gar nicht schlecht reden. Die Ansätze sind hier definitiv gegeben, aber da hapert es wohl auch ein wenig an der Hörbuch-Vorlage, über die sich der WDR super gefreut hat und ihn unbedingt ins Kino bringen wollte … der Muff des deutschen Kinos ist halt auch in Eingeschlossene Gesellschaft immer noch ein wenig zu spüren.

.kinoticket-Empfehlung: Ist unterhaltsam, teils etwas zu lange, hat seine absolut sehenswerten Momente, in denen man auch mit Humor punktet, löst sich dann aber ein wenig seltsam auf und streift die Altbackenheit der deutschen Filmindustrie nicht wirklich von sich ab.

Nachspann: ⚪️⚪️⚪️ | Hier folgen keine weiteren Szenen, rausgehen erlaubt!

Kinostart: 14. April 2022

Original Title: Eingeschlossene Gesellschaft
Length: 101 Min.
Rated: FSK 12

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