Mai 29, 2023

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Erwartung – Der Marko Effekt

Erwartung - Filmplakat
© 2022 Koch Films

Jussi Adler-Olsen sollte euch ein Begriff sein. Mit über 23 Mio. Exemplaren in Summe einer der erfolgreichsten Autoren weltweit, die das im dänischen so beliebte Krimi-Genre in der Bücherwelt maßgeblich geprägt und vorangetrieben haben.

Seine größten Erfolge feierte er mit der Carl Mørck-Reihe, die ich euch hier gerne einmal der Vollständigkeit halber aufliste:

Erbarmen (2013 verfilmt)
Schändung (2014 verfilmt)
Erlösung (2016 verfilmt)
Verachtung (2018 verfilmt)
Erwartung (2022 verfilmt)
Verheißung
Selfies
Opfer 2117
Natrium Chlorid

Im Übrigen nicht mit der Stieg Larsson-Reihe (Verblendung, Verdammnis, Vergebung) zu verwechseln. Jussi Adler-Olsen hat sein ganz eigenes Publikum und seine zahlreichen Buchverkäufe sprechen von einer weltweit großen Fan-Leserschaft, die seine Werke bislang immer sehr begeistert verschlungen haben.

Ganz anders sieht’s da mit den Filmen aus: Hier geht der Buch vs. Movie-Krieg in eine Superlative, die fast eine einheitliche Sprache spricht: Die Fans hassen die Filme und auch im breiten Publikum fanden sie bislang sehr wenig Zuspruch.

Ich sag mal so: Es ist schwer, seine seitengewaltigen Ausführungen in einen 2-Stunden-Kinofilm zu pressen, ohne dabei auf die Details und expliziten Charaktereinflüsse einzugehen, die man in der Krimiwelt oftmals kennt: Entweder macht man dann gleich eine Serie daraus, oder man liest einfach das Buch. Hier kränkelt der Film, weil die Elemente der Bücher kaum mit den Elementen der Leinwand harmonieren und es von daher super schwierig ist, einen Krimi derart exzellent umzusetzen, dass die Synapsen des Kinozuschauers in gleichem Maße befriedigt werden, wie die völlig genrediffusen Synapsen des Lesers. Hier prallen auf einmal zwei Welten aufeinander, die völlig unterschiedliche Bauteile haben und daher niemals mit ein und dem selben Motor angetrieben werden können – ergo muss einer der beiden verlieren und das ist in dem Fall leider immer der Film.

Nichtsdestotrotz sind bislang alle Blu-rays der Film-Serie bei mir im Regal gelandet, denn irgendwas kann ich den Streifen dennoch abtrotzen: Sie haben ihren eigenen Geschmack, dümpeln in ihrer authentischen Welt vor sich hin und sind nicht so extrem schlecht, wie man vielleicht glauben mag. Das garantiert jetzt aber kein hochkarätiges Kino, sondern bewegt sich eher in den Sphären, in denen ich mir einen Tatort wünschen würde: Gehobeneres Niveau, aber eben trotz allem mit der Erlaubnis, auch Klischees und Überraschungsarmut aufweisen zu dürfen.

Diese Filme liefern genau das und bieten darum ein „bekanntes Terrain“, in dem man sich einfach zurücklehnen und die Handlungen auf sich wirken lassen kann und sowas ist in meinen Augen auch manchmal ganz angenehm, auch wenn man dafür jetzt nicht zwingend in eine andere Stadt reisen und sich ein exquisites Kino dafür auszusuchen braucht: Für’s Heimkino abends zusammengekuschelt im Bett mit einem heißen Tee und bisschen Gebäck ganz sicher die richtige Unterhaltung.

.kinoticket-Empfehlung: Erweist sich würdiger als jeder Tatort und liefert altbekannte Elemente, wenig Überraschungen, aber dennoch niveauvollere Unterhaltung als sie jeder noch so teure Fernsehkrimi je bieten könnte.

Nachspann: ⚪️⚪️⚪️ | Bis auf den coolen Abspann-Sound gibt es hier nichts weiter, man darf den Saal also gerne wieder verlassen.

Kinostart: 02. Juni 2022

Original Title: Marco effekten
Length: 125 Min.
Rated: FSK 16

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