März 28, 2023

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Everything Everywhere All at Once

Everything Everywhere All at Once - Filmplakat
© 2022 LEONINE Distribution GmbH

Am 12. März 2023 finden die 95sten Oscarverleihungen in Los Angeles statt – und die (Film)Welt ist in Aufruhr: Endlich gibt es wieder Moderatoren und dazu eine passende Show und das elende Generve und „Angepasse“ aus Covid-Zeiten, das dieser Show quasi mehr oder weniger die Relevanz nahm, sind passé. Zwar gibt es auch dieses Jahr wieder genügend Rumore und Skandalitäten, aber – und das ist das wichtigste – der Film steht wieder mehr im Vordergrund und wir haben nach laaaanger Flaute endlich wieder Titel am Start, die es tatsächlich verdient haben, weltweite Oscar-Aufmerksamkeit einzuheimsen.

Das Who is Who der Bestenlisten kann sich wirklich sehen lassen: The Banshees of Inisherin, Im Westen nichts Neues, Die Fabelmans (Kritik folgt), Tár (Kritik folgt), Top Gun: Maverick, Black Panther: Wakanda Forever, Avatar: The Way of Water, Babylon – Rausch der Ekstase, The Batman, Triangle of Sadness, The Whale (Kritik folgt) … es gibt kaum Titel, die man nicht definitiv und zwingend im Kino gesehen haben sollte … es fühlt sich genau so an, wie die Realität „vergangenes Jahr“ tatsächlich war: Es gab zu viel Gutes, das man im Kino hätte sehen müssen, als dass man selbst Zeit hätte, dies auch gebührend zu tun.

Einer dieser Titel ist dieser: Everything Everywhere All at Once – mit gleich 11 Nominierungen führt er momentan die Liste des Hypes an und ist u.a. auch in der größten Kategorie nominiert: Best Picture.

Logisch, dass also die Kinos jetzt in den Archiven wühlen und die „alten Titel“ wieder rauskramen und auf den Leinwänden laufen lassen: Immerhin ist das Interesse dank medialer Beachtung inzwischen wieder so groß, dass die Säle dieser Filme durchaus öfters mal mit „ausgebucht“ in den Registern der Kinos auftauchen. Wunder-wunderschön!

Auch ich habe mir die Mühe gemacht und mich wieder ins Kino gehockt, denn dieser Film hat sich vergangenes Jahr durch meinen Terminplan gemogelt und mir war nie die Möglichkeit gegeben, ihn wirklich zu sehen – und das wollte ich nun unbedingt nachholen. Also ja, das Startjahr 2022 stimmt tatsächlich und das Ding gibt’s auch bereits auf Scheibe bzw. digital – zuletzt extrem günstig in der Mega Movie Week zu erstehen, wo ich dank meiner Begeisterung ebenfalls nochmals zugeschlagen habe.

Nichtsdestotrotz: Hop hop ins Kino, solange das Ding wieder auf den Leinwänden ist. Der Film ist brachial – erfordert (mentale) Kraft, fordert dem Publikum einiges ab und liefert, dass man die nächsten 10 Jahre damit beschäftigt ist, wirklich alles zu entdecken (falls dies je möglich sein wird).

Denn – fangen wir mal beim Titel an – man kann extrem vieles in extrem kleine Stücke brechen und findet immer noch eine ganze Welt dahinter – der Titel allein ist schon ein Synonym für den Inhalt: „Alles. Überall. Alles auf einmal.“

Und das ist nicht gelogen. Manche in der Presse empfanden ihn als wahnsinnig überladen, chaotisch und „viel zu voll“ – und ja, wenn man nur einmal kurz blinzelt, sind inzwischen wieder zwei Universen an einem vorübergeschrabbt, und genau da beginnt in meinen Augen schon die Magie. Die visuellen Effekte wurden allein von 9 Personen veranstaltet, die allesamt keine Schule der visuellen Effekte durchlaufen haben, sondern quasi Laien sind. WHAT THE FUCK?

Ich saß im Kino und dachte mir: Meine Fresse, allein die Arbeit, die das gekostet hat, das zu schneiden, das zu filmen, sich das alles auszudenken und durchzuführen … was für eine Heidenarbeit… da ist selbst das Geknete von Wallace & Gromit ein Scheißdreck dagegen!

Und egal, wo man hin schaut: Es herrscht die pure Wahnsinnsaddiction zu allen Arbeitsfeldern, die es gibt. Der Film instruiert den Zuschauer durch alles, was er selbst auf den Tisch stellt und boxt einen durch das Unterfangen, damit man möglichst alles in weniger als 2 Sekunden aufnehmen und es zügig weitergehen kann, denn wir haben „nur“ 139 Minuten und bis dahin müssen wir fertig sein.

Wie packt man „alles“ „überall“ „alles gleichzeitig“ in 139 Minuten?

Mit schnellen Schnitten. Mit wahnsinnig viel Geschehen innerhalb von wenigen Sekunden. Mit einer geballten Kraft und Power, die einen so dermaßen extrem fordert, dass das Hirn explodiert.

Ja, der Film ist dadurch super anstrengend und laut, aber er hinkt nicht oder struggelt an schlechten Einfällen oder nachlassender Spannung, sondern ballert Jokes, Geschehen, Wendungen, irre Twists, mega Überraschungen, unfassbar kompetitives Schauspieler-Ensemble (Wer ein Beispiel sucht, dass Frauen in Hauptrollen der absolute Hammer sind und einen kompletten Film mit ihrem Wesen unter Kontrolle halten – hier wäre es!) und Ausdruckskraft aus allen Rohren, die es gibt und die wir bisher noch nicht kannten. Manche stellen inzwischen den Vergleich zu Marvels Multiversen an, um irgendwie darüber sprechen zu können und ich würde noch weiter gehen und sagen: Sie toppen es.

Äh – ja genau – richtig gelesen: Everything Everywhere All at Once wirkt so, als würde es einen kompletten Marvel-Langzeitfilm mal eben in 4 Minuten abhandeln und hätte dabei nichts ausgelassen. WHOUMS! Und es mangelt einem an nichts, was man von dem Major-Label sonst kennt: Der Witz, der Esprit, die verkniffenen Dinge, die Komplexität, das Geschehen, die brachiale Bildgewalt – alles da… von den Machern von Swiss Army Man. Der Hammer oder?

Mein Eindruck nach dem Kino: Schweigen, denn ich war überwältigt – und als ich letztens noch davon sprach, dass ich nicht verstehe, wie man einen Film tatsächlich für die Oscars vorschlagen kann, der so „lame“ ist – diesmal das volle Gegenteil: Ich hoffe, er gewinnt – keiner hat es mehr verdient als dieser hier.

.kinoticket-Empfehlung: Geht (wieder) ins Kino: Eure Leinwände zu Hause sind zu klein, als dass man darauf alles erkennen könnte – also nutzt die Gunst der Stunde und die großen Leinwände, um euch dieses Meisterwerk (nochmal) anzuschauen: Kaum hat es sich mehr gelohnt, einen Film im großen Saal zu sichten: Es ist eine Hommage an den Film schlechthin, quasi wie geschaffen für eine Veranstaltung, die „Film“ feiert und hat den Oscar mitsamt allen Nominierungen und bisherigen Auszeichungen redlich verdient!

Nachspann: 🔘🔘🔘 | Auch hier hört es mit den „Easter Eggs“ nicht auf (vor denen der Film irrsinnig viele hat): Sitzen bleiben und bis zum Schluss zuhören!

Kinostart: 28. April 2022

Original Title: Everything Everywhere All at Once
Length: 139 Min.
Rated: FSK 16

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