Mai 30, 2023

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Follow Me

Follow Me - Filmplakat
© 2020 Capelight Pictures

Am gestrigen Tag startete Follow Me in den deutschen Kinos und ich empfehle allen Freunden von unterhaltsamen Filmen, die einen einigermaßen gehärteten Magen vorweisen können, ein Kinoticket dafür zu ergattern: Es lohnt sich – aus mehreren Gründen.

Der geneigte Fan von ambitioniertem Slasher-Blood-Gore-Horror-Grusel-Schocking-Kino ist inzwischen ja schon pornös abgestumpft und kriegt immer mehr Futter, das einen Trieb im menschlichen Geist füttert, der ihn sich für nichts mehr begeistern lässt, außer noch mehr Blut, noch verstümmeltere Leichen, noch mehr Brutalität … und das artet dann so aus wie es z.B. Mit der SAW-Reihe passiert ist: Teil 1 mit gefühlvollen Einlagen, nachvollziehbaren Gründen und einem wahnsinnig einträglichen Twist und ab Teil 2 dann mit Vollrausch in immer sinnlosere Brutalität und „Action“, der auch ich als Fan des ersten Teils keine Genugtuung mehr abgewinnen konnte.

Nicht so bei Follow Me. Inzwischen kennen wir ja einige durchtriebene Hirnficks, die auch in der Filmgeschichte ihre Spuren hinterlassen haben und als „Merkmal“ gelten, das jeder kennt, Hostel zum Beispiel. Hier waren mir aber immer die Story und die erwarteten Gewalt-Elemente zu hart voneinander getrennt. Genau diesen Punkt haben die Macher von Follow Me in meinen Augen sehr viel besser gelöst, indem sie die Grenzen zwischen Fiktion und Realität derart verschwimmen und die Erzählung von gemächlicher Normalität langsam in andere Dimensionen gleiten, es sich dabei aber dennoch nicht nehmen lassen, den Film in einem gewaltigen Twist enden zu lassen.

Diese fast schon absolut alltägliche Realität, die so viele Menschen inzwischen durch ihre Sucht nach Social Media kennen, ist hier so unglaublich präsent und wahrheitsgetreu nachgebildet, dass der Sprung hin zu „Ist doch nur ein Film“ tatsächlich sehr schnell verschwimmt.

Und auch in punkto „Na, das ist jetzt vielleicht etwas übertrieben“ zieht man hier völlig neue Saiten auf: Inzwischen sind wir ja viele Aktionen und „Forderungen“ aus solchen Gewaltexzessen gewöhnt. Auch hier erlebt man als Zuschauer eine erfreulich neue Interpretation des Genres, die sich in Richtungen entwickelt, die ich ehrlich gesagt nicht gedacht hätte.

Und wer jetzt ganz genau hin schaut, der entdeckt sogar noch liebevolle Kleinigkeiten (wie z.B. Die 30-Minuten-Regel), was wiederum aufzeigt, mit welchem Kopf das Kreativteam hier rangegangen ist.

Es wirkt fast so, als hätten sich die Jungs und Mädels hingesetzt und geschaut, was bisher alles so auf den Markt kam und daraus dann endlich ein funktionierendes Gestell gebastelt, welches den Zuschauern ungeniert serviert werden kann und auf voller Länge überzeugend rüberkommt.

Insofern: Alles richtig gemacht, Escape Room war schon der Bringer, Follow Me ist es genauso und ich hoffe, dass wir aus dieser Ecke in Zukunft noch einiges mehr sehen dürfen.

Überzeugt auf allen Ebenen: Tolle Story, teils bekannte Elemente völlig neu interpretiert und in sich schlüssig und völlig im Reinen: Großartig umgesetzt und bis zum Schluss spannend – mit einem wunderbaren Finale. Reingehen!

Nachspann: ?⚪️⚪️ | Hier wird gewissermaßen ein gewichtiger Punkt der Auflösung präsentiert, also unbedingt sitzen bleiben.

Kinostart: 20. August 2020

Original Title: No Escape
Length: 92 Min.
Rated: FSK 16

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