
Freude, Berg, Suche, Sinn … alles Worte, die in meinem alltäglichen Wortschatz fast täglich vorkommen. Und tatsächlich hab ich bis zu dieser Vorstellung noch nie etwas von Freudenberg gehört – und schon gar nicht gewusst, dass dies in Deutschland – und dazu noch ganz in der Nähe eines Ortes sei, in dem ich lange gewohnt habe.
Freudenberg räumt mit diesem Unwissen auf und erzählt die Geschichte durch pures Zuschauen. Es wird kaum erklärt, nahezu nicht recherchiert, nicht objektiv beleuchtet, sondern einfach gemacht.
Und exakt das ist für mich das Durchfallkriterium in beiderlei Hinsicht: Es ist keine Doku mehr, sondern ein reiner Propagandafilm für diese Einrichtung, deren Absichten meisterhaft hinter wohlklingenden Phrasen verschleiert werden und über dessen mögliche Kontroverse niemand zu reden vermag. Zumindest im Film nicht. Danach sehr wohl.
Dass man in einzigartigen, verrückten Zeiten zu einzigartigen, verrückten Methoden greifen muss, um im Leben etwas zu erreichen oder irgendwie den Überblick über Geist und Seele zu behalten, mag eine Sache sein. Dass darüber Filme gemacht werden, ist ebenfalls legitim, allerdings erwarte ich dann von einem Filmteam, dass es umfassend – und vor allem über den Tellerrand hinaus – recherchiert und ebenfalls kritische Fragen aufwirft, mit denen man sich auseinandersetzen muss. Sonst müsste auch im Kino – wie seinerzeit bei TV Total – ein ständiges „Dauerwerbesendung“ oben eingeblendet werden, denn nichts anderes ist dieser Film.
Interessant wäre gewesen:
- Was kostet so etwas? Wer verdient daran – wieviel anteilig?
- Wie gehen Umliegende mit den Situationen um? Gibt’s hier Dispute, Auseinandersetzungen oder gar Harmonie mit allen?
- Welchen Stellenwert bezieht man damit innerhalb einer Kommune? Wie fügt sich diese Idee in das Landschafts- und Gesellschaftsbild genau ein?
- Gibt es Gegner und wenn ja, was haben die zu sagen?
- Wie ist der Blick von außen nach innen? Gelten sie evtl. sogar als Sekte oder gibt es womöglich überhaupt keine Wahrnehmung davon, sondern – wie in meinem Fall – absolutes Unwissen darüber?
Ihr merkt, ich kann partout sofort genügend wichtige Fragen aufzählen, deren Antworten ich im Vorfeld erörtern und bei meiner Suche nach Aufklärung dann bereits die Kameras mitlaufen lassen würde – denn so vermittelt man ein objektiveres Bild einer so skurrilen Möglichkeit, sein Leben in den Griff zu kriegen.
Und das nächste ist: Wer geht da hin? Für wen ist das interessant? Irgendwie erinnert mich das vielmehr an das biogene Gewäsch esoterisch-angehauchter Abgestalten, die dem Bezug zur Realität vollständig entglitten sind und keine andere Chance mehr sehn, als in ihrem geistigen Wahn zu solchen Methoden zu greifen.
Andersartigkeit? Begrüßenswert, denn so etwas kann durchaus die Sinne klären und einen verschärften Blick mit neuen Sichtweisen auf das Leben fördern, dazu gehört meiner Meinung nach aber immer (!) gesunde Skepsis, egal, wie gut ein Konzept ist. Skepsis macht etwas erst real, authentisch. Wenn man sich prüfen lässt und diese Prüfungen besteht, hat man das Recht, sich hinterher auch zu beschweren, wenn andere über einen meckern. Sich einfach auf Gottes Grund und Boden zu stellen und Behauptungen loszuwerden, die als gottgegeben gelten sollen, ist in meinen Augen viel näher an gefährlichem Sektierertum als alles andere.
Wen’s selig macht, der soll ruhig dort hin (mich interessiert wirklich mal, was die dafür wollen, denn ernsthaft: Was mir dazu persönlich einfällt, ist einfach nur: „Seriously?“) und sich damit auseinandersetzen, wenn so etwas im eigenen Wohnzimmer nicht geht.
Um Gras zu streicheln, brauch ich nicht einen Kurs buchen, sondern einfach nur meinen Körper nach draußen bewegen und meine Hände auf den Grund legen und anfangen damit. Hier zählen für mich noch viel mehr schwachsinnige Erfindungen dazu, die der Mensch sich im Laufe der Zeit hat einfallen lassen, um Millionen Euro damit zu scheffeln, weil einigen scheinbar nichts mehr einzufallen scheint, was ihrem Leben noch einen Sinn gäbe.
Ganz ehrlich? Sucht euch einen Nebenjob und spendet die Einnahmen für wohltätige Zwecke.
Die Humanitarian Pilots Initiative zum Beispiel braucht dringend ein neues Flugzeug, um Menschen vor dem Tod zu retten. Wenn der Film Werbung machen kann, dann kann ich das hier auch mal: https://www.hpi.swiss/ – da macht ihr dann mit eurem Erspartem etwas, für das euch die lieben kleinen Engelein im Himmel immer dankbar sein werden.
Und Mütter mit Kindern und Familien, deren Angehörige nicht im Meer beerdigt werden, ebenfalls.
Und zwar ihr Leben lang.
Wie wär’s also damit?
Achja: Der Preis für’s Kinoticket … als Spende ebenfalls dorthin? Denen hilft auch jeder Cent.
Und vielen anderen auch.
Also tut etwas sinnvolles und lasst diesen propagandistischen Schwachsinn da liegen, wo er hingehört.
Durch die Abwesenheit jeglicher distanzierter, objektiver Durchleuchtung leider absolut unbrauchbar und auch nicht mehr im Rahmen einer Dokumentation, sondern reine Propaganda, die man getrost ignorieren darf. Sorry, so etwas regt mich auf!
Nachspann: ⚪️⚪️⚪️ | Birgt keine esoterischen Überraschungen mehr. Rausgehen dringend empfohlen.
Kinostart: 05. September 2019
Original Title: Freudenberg – Auf der Suche nach dem Sinn
Length: 75 Min.
Rated: FSK 0
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