
Ich werf einfach mal Island und ZDF in den Raum, irgendeinen unaussprechlichen Namen, bei dem man einzelne Buchstaben googlen muss und sage: „Krimithriller“. Dann haben wir so ziemlich alles auf dem Teller, was es braucht, um dieses Werk hier zu beschreiben.
Nun kann man seine Vorurteile aus der Tasche packen und „kalt“, „dystopisch“, „irgendwie einsam“ und „erfroren“ nennen – und liegt damit auch nicht falsch.
Wer sich fragt, warum ZDF – dem packe ich einfach noch „Nazi“ in die Tüte – und schon hat man eigentlich alles, was es braucht und ich kann dieses Theorem schon zu seiner Conclusion führen und diese Kritik damit beenden.
Irgendwie ist Gletschergrab alles – und gleichzeitig nichts davon. Man hat Avancen von Indiana Jones, fühlt sich stellenweise an Uncharted erinnert, geht mit all den nordischen Krimithrillern Hand in Hand, die irgendwas ermitteln, irgendwas ist komisch, irgendwas merkwürdiges kommt dabei raus und damit ist der Abend auch schon rum, und irgendwie wechselt der Film immer wieder zwischen amerikanischem Blockbuster und isländischem Independent-Thriller hin und her.
Natürlich hat das ZDF auch renommierte deutsche Schauspieler untergebracht, denen man ihre eingekaufte Rolle aber auch irgendwie anmerkt, das Leidenschaftlich-Hingebungsvolle, das den oscarprämierten Titeln dieses Jahr innewohnte, sucht man hier vergebens.
Gletschergrab ist somit einer von unzähligen Krimis, die es auch durch die blockbusterlastigen Szenen nicht wirklich schaffen, sich aus dem Sumpf ihres Genres zu erheben und etwas Bemerkenswertes darzustellen. Es ist aber auch kein Film, den man partout verdammen und unter den Tisch kehren kann – man selbst muss einfach Publikum dafür sein.
Sicherlich taucht er deshalb nicht breitflächig auf den Kinoleinwänden auf, denn die Klischeezielgruppe sitzt nachts vor dem Fernseher und schläft bereits, wenn die Eingangsszenen über den TV-Bildschirm flimmern – und stimmungsmäßig würde ich ihn auch genau dort verorten: Zusammengekuschelt im Bett unter der dicken Decke, während im Fernseher die kalten Winde ins Gesicht peitschen und man auf eine irgendwie merkwürdige Entdeckungsreise geht.
Wer das mag, hat hiermit wieder einmal die Chance, den TV-Screen auf Leinwandgröße hochzudrücken und das Geschehen in groß zu genießen.
.kinoticket-Empfehlung: Schwankt zwischen amerikanischem Blockbuster und isländischem Independent-Krimi, wirkt stellenweise bieder und weiß manchmal nicht so recht, wo er eigentlich hin will. Krimifans werden dennoch auf ihre Kosten kommen.
Nachspann: ⚪️⚪️⚪️ | Braucht man nicht abzuwarten, hier folgt nichts weiter.
Kinostart: 09. März 2023
Original Title: Operation Napoleon
Length: 117 Min.
Rated: FSK 12
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