
First things first: Wenn ihr erwägt, euch den Film im Kino anzusehen, dann solltet ihr danach schauen, dass ihr einen Saal erwischt, in dem die Leinwand groß und die Lautstärke entsprechend voluminös ist. Gunpowder Milkshake lebt nämlich extrem von dem, was wir bereits aus Baby Driver kennen: Style – und gute Musik.
Ich gebe zu, in den ersten 10-15 Minuten hatte ich so meine lieben Schwierigkeiten damit, denn man weiß noch nicht so ganz, worauf die Filmemacher hinauswollen. Dann aber definiert sich der Film selbst und zieht auf einmal in sein Metier ein und feiert etwas, das ich mir an dieser Stelle so viel öfters wünsche: Authentizität.
Wir alle wissen, wie in letzter Zeit überall dermaßen gequälte Versuche laufen, etwas mehr Geschlechter-Gerechtigkeit in die Welt zu bringen … und genau wie beim Impfen ist vielerorts Zwang das Mittel der Wahl gewesen, welches in meinen Augen nicht sonderlich förderlich ist. Man kann eine gesunde Gesellschaft doch nicht über Unterdrückung herstellen, sondern sollte auf natürliche Weise fördern, was gut und richtig ist.
In diesem Zuge begrüße ich, dass den Randgruppen, Einzeltätern und Unterdrückten nun immer mehr Freiraum und Bildfläche gegeben wird, verachte aber, dass man z.B. gerade in der Filmwelt oftmals danach schreit, bestehende Dinge dann einfach zu konvertieren.
Gunpowder Milkshake punktet hier so genial mit überbordender Echtheit. Man ist selbst ein Original. Man äfft nichts nach oder versucht, eine bestehende Geschichte „nochmal, diesmal aber mit den richtigen Figuren“ zu erzählen oder sonst einen Quatsch, sondern man hat sich hingesetzt und einfach etwas eigenes kreiert und starke Persönlichkeiten mit starken Rollen ausgestattet und sie einen Film führen lassen.
So – meine Freunde – wird’s gemacht! Man spürt so überdeutlich, dass die Charaktere von sich selbst leben und keine „Trostpflaster-Rollen“ ausüben. Und man merkt, dass es eben keine Unterschiede gibt, ob Männer oder Frauen in Hauptrollen besetzt sind und wer über wen dominiert.
Ein weiterer Punkt, der dem Film zu seinem Ruhm verhilft: Die sklavische Unterwerfung an Style und Rhythmus. So häufig sind Handlungen auf den Takt der Musik zugeschnitten und wurden in zutiefst ästhetischer Akustik verpackt, was für einen Menschen mit absolutem Gehör und einem gewissen Hang zu Musik ein Wohlgenuss ist.
Wer unbedingt Vergleichsfilme sucht, kann sich vielleicht etwas an Shoot Em Up oder eben besagtem Baby Driver orientieren, aber ich würde einfach unbefangen dort rein gehen und die Show genießen.
.kinoticket-Empfehlung: Unglaublich starkes, frauendominiertes Original, das Style, Ästhetik und Musik feiert und eine grandiose Show für FSK 18 liefert (und dabei auf die übliche, sexistische Scheiße verzichten kann)! Großartig!
Nachspann: ⚪️⚪️⚪️ | Braucht ihr nicht abzuwarten, hier folgt nichts weiter.
Kinostart: 02. Dezember 2021
Original Title: Gunpowder Milkshake
Length: 114 Min.
Rated: FSK 18
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