
Til Schweiger – phew. Es gäbe so vieles über ihn zu sagen, abzukotzen, zu beleidigen, bösartig zu werden… aber das ist er alles schon selbst. Jüngst war ich in dem Kino, in dem die Premiere von Manta Manta – Zwoter Teil stattfand und mir wurden Situationen und absolute NoGos zugetragen, die er sich als Person erlaubt hat.
Sein Verhältnis zur Presse ist seit Jahren sowieso extrem mies – er zeigt seine Filme niemandem mehr, vermutlich, um negative Publicity zu vermeiden – zumindest ist das der naheliegendste Grund.
Der Kultstatus, den er als aufkommender Sprössling im Filmbusiness hatte, ist längst weg.
Dass dieses Ding 30 Jahre nach dem ersten stattfindet, ist nun auch kein Geheimnis mehr und wird vom Plakat gepflückt und durch jede Rezension gereicht: Also haben wir hier nochmal eine „Zeitenwende“, einen Generationenwechsel. Ein nostalgisches „Nochmal aufleben lassen, bevor diese Welt vollständig untergeht.“
Um’s vorweg zu nehmen: Die Presse fand den Film im Großen Ganzen auch scheiße, auch wenn in den Kritiken hinterher was anderes drinstehen sollte: Das wäre dann der „Wir sind leider per Werbung und kapitalistischer Verbandelung dazu verpflichtet, das zu Schreiben, was unsere Geldgeber hören wollen“ bzw. der Grund, warum ich mit diesem Blog hier kein Geld verdiene: Damit ich sagen kann, was ich will – und niemand mir dafür auf die Finger klopfen kann. Ein Gut, das in diesen Tagen immer wertvoller zu werden scheint.
Und versprochen: Ich sage euch auch hier meine ehrliche, ungeschönte Meinung.
Ich bin kein Fan von Schweiger. Im Gegenteil: Ich hasse ihn. Seine Art, wie er die Filme macht: Es geht immer irgendwo um Pupsen, Scheiße und Flachwitze, über die vielleicht Kindergartenkinder lachen, seine Family kann nicht schauspielern, kriegt von ihm aber logischerweise immer Rollen zugeschanzt, sein Humor ist komisch, er ist ein Eigenbrötler, der aber nicht cool oder geil ist, sondern einfach nur weird und vernachlässigbar: Die Welt hätte keinen Verlust, wenn’s ihn und sein Schaffen nicht mehr gäbe.
Eine Ausnahme für mich war Die Rettung der uns bekannten Welt, aber das ist eher was persönliches. Ansonsten bin ich soweit, dass ich seine Filme eigentlich gar nicht mehr anschauen möchte und es immer nur notgedrungen oder aus Pflichtgefühl mache, um wenigstens gesehen zu haben, worüber ich abkotze.
Dass es zu Manta Manta – Zwoter Teil überhaupt Pressevorführungen gab, ist schon mal das eine. Keine Ahnung, warum ihn das auf einmal doch wieder dazu bewogen hat… vielleicht, weil so ein Anschein von Top Gun 2 – Maverick-Vergleich in der Luft schwebt und er dafür natürlich Leute braucht, die über sein Werk schreiben und es groß machen, damit er dem amerikanischen Pendant der Nostalgie Konkurrenz machen kann… nur wird der Schuss völlig daneben gehen, wenn man die Jahre zuvor damit verbracht hat, die Presse zu beleidigen, auszuschließen und ihnen vor die Füße zu kotzen.
Genau diese „Arschloch-Art“ werfe ich Schweiger vor: Er hat nicht verstanden, dass die Leute, die über sein Zeug schreiben, quasi indirekt auch zu seinem Team gehören und Anteil daran tragen, ob ein Film erfolgreich wird oder nicht.
Aber kommen wir mal zu dem aktuellen Streifen und den Überraschungen meinerseits. Ich bin ein Kind der 90er – ich bin in den 90er Jahren aufgewachsen, hab diese Musik gehört, diese Trends erlebt, die Welt in dieser Zeit entdeckt – das ist meine Phase. Das ist mein „Damals war alles besser“.
Genau diese Nostalgie trifft hier wieder voll ein. Die Klamotten, die Kinder, die Musik, wenn auch mit dieser unsensiblen Schweiger-Art – aber man sitzt dennoch in einem Kino und hört am Ende diese Lieder, die man als Kind vergöttert hat und denkt sich: Wow, was für ein Gefühl.
Tim Oliver Schultz! Wenn ich könnte, würde ich ihn heiraten! In wichtigen deutschen Filmen wie Die Welle mitgespielt, mega Performance in Club der Roten Bänder sowohl Serie als auch Film abgeliefert, und immer, wenn er irgendwo auftaucht, fängt dieser Streifen an, heller zu leuchten. Kürzlich habe ich auf Prime Video Damaged Goods gesehen – eine Serie, in der er auch mitwirkt, über die ich gerne schreibe, falls ihr wünscht. Seine Besetzung ist neben vielen anderen, richtigen Griffen tatsächlich maßgeblich für den Erfolg dieses Films hier und seine Rolle wirkt nicht billig oder zusammengeschustert, sondern irgendwie, als wäre sie tatsächlich für ihn geschrieben worden.
Manche Stereotypen sind natürlich in diesem billigen Tedi-Look angesetzt, das wären dann wieder die Momente, in denen Manta Manta II stolpert und ein typischer Schweiger-Movie ist, aber!
Aber, es gibt eben diese unzähligen Situationen, wo der Film einfach seine Funktionalität aufnimmt und passt. Wo Musik, Inszenierung, Situation, Nostalgie, ausbleibende Dialoge, gute Bilder und alles ineinandergreifen und diese alte, verstaubte Uhr auf einmal tadellos zu laufen beginnt.
Man sitzt im Kino und bekommt manchmal fast Tränen, weil man einem nostalgischen Genre, einer längst vergangenen Zeit beim Aussterben zuschaut und genau weiß, wohin das führt und wie es einen mitnimmt, man in dem Augenblick aber in die Story eintauchen und genau diese Gefühle nochmal durchleben kann… und damit hat Til in meinen Augen hier alles richtig gemacht, auch wenn er von anderen dafür kritisiert wird.
Hätte man Kleinigkeiten, Besetzungen etc. hier und da ändern können? Sicherlich. Hätte man tiefer in den Ruhrpott eintauchen können? Möglicherweise. Was aber definitiv durchkommt, ist die unerfüllte Sehnsucht nach dieser Zeit. Und damit wirkt Manta Manta – Zwoter Teil für mich wie ein Abschlussfilm einer Karriere: Anfangs alles richtig gemacht – und jetzt nochmal ein Resumée über eine vergangene Zeit, von der jeder weiß, dass sie niemals zurückkehren wird – und die Chance, nochmal durch das Fenster der Leinwand darin einzutauchen und seinen Sehnsuchtstränen freien Lauf zu lassen.
Und dafür: Danke, Til.
.kinoticket-Empfehlung: Wow, wie fasse ich diesen Text in wenigen Worten zusammen? Schweiger hat so vieles grundlegend falsch gemacht in cineastischer Hinsicht, ist persönlich ein Kotzbrocken (was viele über ihn sagen), tritt Presse mit Füßen, macht Kackwitze (im wahrsten Sinne des Wortes) und dennoch werde ich mir diesen Film hier nochmal ansehen, weil er leider gut ist. Warum? Hochscrollen – Text lesen.
Nachspann: 🔘🔘⚪️ | Anfangs das übliche: Outtakes, mehr Szenen, einfach sitzen bleiben 🙂
Kinostart: 30. März 2023
Original Title: Manta Manta – Zwoter Teil
Length: 125 Min.
Rated: FSK 12
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