Juni 6, 2023

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Mein fremdes Land

Mein fremdes Land - Filmplakat
© 2022 ARSENAL Filmverleih GmbH

Bleiben wir noch ein wenig im Reich der Wohltaten und schauen uns einen Film an, der eine Thematik aufgreift, die leider sehr viele Personen betrifft. Wenn selbst für die Presse nur Streams und keine Vorführungen im Kino angeboten werden, ist dies oftmals schon ein sehr schlechtes Zeichen für den Kinostart, da aller Voraussicht nach dann dieser Film auch nicht großflächig gespielt werden wird. Und dreimal dürft ihr raten: ich habe nicht ein Kino gefunden, in dem er schlussendlich im regulären Programm zu finden war.

Die Diskrepanz zwischen Blockbuster und Independentfilm ist ja inzwischen bekannt: die einen haben unfassbar viel Geld und können alles tun, die anderen wissen nicht was sie abends essen sollen und wie sie ihr Projekt fertig finanzieren können. Dann fehlt an manchen Stellen eben einfach Geld für PR und in Folge davon geht man zwischen vielen anderen Angeboten einfach gnadenlos unter.

Das ist ehrlich gesagt bei manchen Filmen auch manchmal ganz gut so, denn die Selbstüberschätzung ist gerade bei vielen jungen Autoren und Autorinnen oftmals sehr viel höher als bei erfahrenen alten Hasen, jedoch leidet die Kulturlandschaft darunter extrem, denn auch die Alten sterben eines Tages aus und wir sind immer angewiesen auf neues, frisches Blut.

In diesem Fall ist leider eine echte Filmperle untergegangen, denn dieses Werk hat mich – sogar im Heimkino – extrem beeindruckt.

Zum einen die Ruhe und Gelassenheit, mit der man dieses wichtige und ins Leben einschneidende Thema angeht. Zum anderen die Spannung, die man aufbaut, obwohl es einen selbst nicht wirklich betrifft. Man fiebert mit und wird aus seiner Wohlstandsgesellschaft entrissen und mitten in völlig andere Umstände gestellt.

Auch wenn der familiäre Aspekt bei einem selbst vielleicht nicht so eine große Rolle spielen sollte, der Vergleich mit den Gegebenheiten anderer Länder und anderer Menschen betrifft jeden von uns. Hier wird eine völlig neue und sehr wertvolle Perspektive erstellt, die einem hilft, seinen eigenen, manchmal vielleicht nicht so ganz gemütlichen Alltag viel besser zu verstehen und zu akzeptieren, dass es uns, trotz all der Widrigkeiten, in unserem Land wirklich extrem gut geht.

Die Erfahrungen, die der junge Protagonist im Film macht, sind gleichermaßen Erkenntnisse, die man im Kino vor der Leinwand gewinnen und deren Auswirkungen auf sein eigenes Leben projizieren kann.

Es heißt immer so schön: Reisen macht dich zu einem besseren Menschen. Dieser Film lädt auf eine ganz besondere und höchst wertvolle Reise ein, die dich hinterher tatsächlich zu einem besseren Menschen macht. Hierfür bietet er die Chance, die Lektionen anderer Kulturen und anderer Menschen zu lernen und für sich selbst zu adaptieren.

Wie derzeit so häufig ist auch für diesen Film nicht wirklich zwingend ein Kino notwendig, auch wenn man sich hierfür durchaus die Zeit und Ruhe nehmen sollte, um sich vollends auf das Werk konzentrieren zu können und nicht durch Ablenkungen gestört zu werden. Dann funktioniert diese liebevolle Perle auch im Heimkino.

.kinoticket-Empfehlung: Sehr eindringlich mit einem hauchzarten Blick auf die Gefühle, die ein Leben völlig durch den Wolf drehen können: Die Lektionen, die hier im Kielwasser mitschwimmen, sind teilweise unbezahlbar!

Nachspann: 🔘⚪️⚪️ | Hier werden noch die finalen Weiterentwicklungen gezeigt, es lohnt sich also, nicht gleich aufzuspringen. Beim Switch auf die übliche Blackroll darf man dann den Saal wieder verlassen.

Kinostart: 23. Juni 2022

Original Title: Mein fremdes Land
Length: 94 Min.
Rated: FSK 0

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