März 20, 2023

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Nicht dein Mädchen (Online Kino-Premiere)

Nicht dein Mädchen - Filmplakat
© 2021 W-film

 

Online Kino-Premiere am Tag der vermissten Kinder (Dienstag, 25. Mai 2021)

Start mit Begrüßung um 19:00 Uhr
kostenfrei und ohne Anmeldung auf

http://premiere.wfilm.de/ oder http://live.alteskino.de/

in der deutschen Fassung. Auf Wunsch kann man sich auch die italienische Originalfassung ansehen, hierfür ist eine Anmeldung unter premiere@wfilm.de erforderlich.

Zu Gast im anschließenden Filmgespräch, moderiert von Barbara Lux vom Alten Kino Ebersberg:

Isabella Sandri, Regisseurin
Anna Malfatti, Jungdarstellerin
Arek Gielnik, Produzent
Arno Helfrich, Leiter der Abteilung Prävention und Opferschutz, Polizeipräsidium München

Über eine Chatfunktion können während des Filmgesprächs Fragen vom Publikum gestellt werden.

Die Online-Kinopremiere ist kostenfrei, der Filmverleih kann aber über einen Spendenbutton auf http://premiere.wfilm.de/ freiwillig unterstützt werden. Zudem können geschlossene Kinos den Online-Kinostart auf ihren Webseiten promoten und werden dafür solidarisch an den Einnahmen beteiligt.

Nach Beendigung des Lockdowns läuft Nicht dein Mädchen dann regulär in den deutschen Kinos auf der großen Leinwand.

 

Es ist ein Thema, um das viele Menschen freiwillig einen weiten Bogen machen und mit dem man sich extrem ungern auseinandersetzt, geschweigedenn selbst davon betroffen sein möchte: Kindesentführung. Für viele löst allein schon das Wort Grauen und Schrecken aus und man sieht, wie die Gesprächspartner wild mit den Armen fuchtelnd davonrennen und eigentlich nichts davon wissen möchten.

Wieso nun sollte man sich also einen Film ansehen, in dem genau das thematisiert wird?

Als erstes werfe ich mal meine oft ungeliebte FSK ins Spiel, die dieses Machwerk für Menschen ab 12 Jahren freigegeben hat: So viel Grausamkeit kann also gar nicht darin vorkommen, auch wenn der psychische Aspekt bei der Bewertung der FSK in meinen Augen oft genug vernachlässigt wird.

Aber auch da kann ich euch beruhigen: Es ist eine Regisseurin am Start. Für mich sind immer noch viel zu wenige Filme von Frauen in der Welt: Die haben nämlich einfach die besseren Antennen, um gerade Brisantes und emotional aufwühlende Themen so zu verarbeiten, dass sie nicht auf Blutschlachten hinauslaufen oder die Menschen brutal in die Ecke drängen.

Nicht dein Mädchen ist wieder einmal so ein Werk, bei dem der Zuschauer einen ungewöhnlich intensiven Einblick hinter nahezu alle Kulissen dieser extremen Thematik erhält und dabei unglaublich wohlbehütet durchgeführt wird. An Uncertain Border, wie der Film im „Original“ heißt, bedeutet ungefähr so viel wie „Eine ungewisse/unsichere Grenze“, und genau das wird auf verschiedenen Ebenen im Film herausgearbeitet. Zum Teil durch die unterschiedlichen Blickwinkel, durch die man mit der Kamera begleitet wird und eben nicht nur einseitige Verdammnis generiert, sondern sich alle Stimmen dazu anhört und beleuchtet, zum anderen durch die tatsächliche Grenzgänger-Mentalität, die z.B. durch die verschiedenen Sprach-Elemente ins Licht gerückt werden und bei der die hervorragend gestalteten Untertitel enorm helfen und viel Unklarheit im Vorfeld bereits gar nicht erst aufkommen lassen.

Und einer der wichtigsten Aspekte, weshalb man den Film gesehen haben sollte: Um zu wissen, wie so etwas abläuft und als Außenstehender nicht zu denen zu gehören, die in solchen Momenten, wo eine derartige Sache in der Öffentlichkeit erkennbar wäre, einfach nicht checken, was da läuft und nicht die Hilfsperson sein zu können, die entsprechende Dinge in die Wege leitet, damit diesen Kindern geholfen werden kann.

Durch die wirklich exzellente Darstellung aller Parteien ist die Verschwommenheit und Wahrnehmung von Täter und Opfer nämlich sehr gut erkennbar und liefert genügend Ansätze, an denen sich diese kuriose Zustände von außerhalb gut erkennen lassen. Und genau da liefert der Film erstklassiges Bildungsmaterial, das dieses für viele schreckliche Thema auf einmal greifbar und damit bewältigbar macht. Nichts ist schlimmer als Ohnmacht und damit einhergehende Handlungsunfähigkeit, die durch Angst geschürt und genährt wird.

Nicht dein Mädchen lässt diese Angst zwar zu, kümmert sich aber enorm fürsorglich darum und liefert somit auch innerhalb des Kinosaals eine Geborgenheit und Verständnis, die es absolut erträglich macht, sich mit der Thematik letztendlich zu beschäftigen.

Und welcher Tag wäre besser geeignet, als der Tag der vermissten Kinder, wenn dieses Werk seine Online-Kinopremiere feiert?

Also lasst euch die Chance nicht entgehen und – wenn die Zeichen weiterhin auf grün stehen bleiben – nutzt hinterher die Chance, den Film in einem Kino eurer Wahl anzusehen, denn bald dürfte es ja wieder soweit sein.

.kinoticket-Empfehlung: Ein zutiefst erschütterndes Thema, in verdaulichen Portionen und mit viel weiblichem Sensibilismus aufbereitet als Lehrstück für alle, um diesem Grauen endlich mit Sachverständnis entgegentreten zu können und nicht mehr wie das sprichwörtlich verängstigte Reh in Ohnmacht davor zu erstarren.

Nachspann: ⚪️⚪️⚪️ | Liefert keine weiteren Szenen, allerdings sollte man sich das Interview danach nicht entgehen lassen (betrifft ausschließlich die Online Kino-Premiere).

Kinostart: 25. Mai 2021
Heimkino-Start: 26. November 2021

Original Title: Un confine incerto (An Uncertain Border)
Length: 118 Min.
Rated: FSK 12

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