
Guillermo del Toro hat sich in seinem Leben schon immer ein gewisses Thema zur Brust genommen, was sich durch seine bisherige Vita wie ein roter Faden durchzieht:
Blade 2, Hellboy, Pans Labyrinth, Hellboy – Die goldene Armee, Pacific Rim, Crimson Peak, Shape of Water und nun eben Nightmare Alley.
Das ganze fußt auf dem Roman von William Lindsay Gresham, der im Jahr 1947 (!) bereits schon einmal verfilmt und hierzulande als Der Scharlatan veröffentlicht wurde.
del Toro hat sich dabei wieder jede Menge Prominenz ins Boot geholt und sorgt mit Bradley Cooper, Cate Blanchett, Willem Dafoe, Toni Collette, Richard Jenkins, Ron Perlman und Rooney Mara für eine hohe Stardichte.
Was gleich zu Beginn des Films auffällt: Das niveauvoll hoch angesiedelte Können in allem. Sowohl bei den Schauspielern als auch hinter der Kamera hat man an einem Film gearbeitet, der Erfahrung und Talent voraussetzt. Die Kamerafahrten sind professionell, die Einstellungen und das Bühnenbild extrem authentisch, die Figuren bewegen sich richtig und es kommt sofort Atmosphäre auf, die einen auch direkt fesselt und in eben jenes Metier wirft, das man del Toro zuschreiben darf.
Dabei räumt der Film mit so viel Halbwissen und Verwunderung auf und macht sich die Revealing-Natur zu eigen: Je mehr Menschen sich diesen Film ansehen, umso mehr müssen anschließend Trickkünstler an neuen Methoden arbeiten, um die Allgemeinheit noch verzaubern zu können.
Was ich ein wenig kritisieren möchte, ist die Länge des Films: Hier hätte es nach dem anfänglichen Haudrauf an Input ruhig entweder genauso intensiv weitergehen dürfen (und dementsprechend 30 Minuten gekürzt) oder eben am Schluss noch etwas mehr künstlerische Freiheit eingebracht werden, um die dann doch recht abflachende Erzählgeschwindigkeit wieder hochzutreiben. Hier lässt der Film dann mit einigen Längen auf sich warten und mündet am Schluss eben in das inzwischen für Kinofans durchaus vorhersehbare Ende: Eine klassische Geschichte, der man durch die moderne Machart ihr Alter aber nicht sofort anmerkt.
Nichtsdestotrotz lohnt sich der Gang ins Kino absolut: Selten hat man so eine irre Kulisse mit einer derart tollen Story zusammengebracht und eine wirklich wunderbare (Auftakt)Geschichte so zum Leben erweckt – das macht wirklich Spaß und lässt das Cineastentum auch wieder aufleben. Wer dann am Schluss noch etwas langen Atem mitbringt, ist mit einem tollen Kinoabend belohnt, der alles andere, das derzeit zu finden ist (abgesehen von Matrix Resurrections [den man sich bitte in OV oder OmU ansehen muss, weil die deutsche Synchronisation zwar verbal gut übersetzt ist, allerdings die Intonation den Darstellern jegliche Seele und Aura geraubt hat und es sich somit um einen gänzlich anderen Film handelt, als im Original – ich war geschockt, als ich die deutsche Variante nachträglich gesehen habe und konnte absolut nachvollziehen, weshalb den so viele so schlecht finden] und Spider-Man: No Way Home) weit in den Schatten stellt.
.kinoticket-Empfehlung: Schon die Kulisse am Anfang begeistert und reißt einen sofort direkt in die Story hinein: Die Darsteller sind allesamt professionell und liefern ab, einzig bei der Länge hätte man etwas kürzen können, ansonsten ist dieses Werk absolut sehenswert, auch wenn die Geschichte selbst nicht wirklich neu ist.
Nachspann: ⚪️⚪️⚪️ | Braucht man nicht aussitzen, hier folgt nichts weiter.
Kinostart: 20. Januar 2022
Original Title: Nightmare Alley
Length: 150 Min.
Rated: FSK 16
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