
Ich bin ein Nachtmensch. War ich schon immer. Bereits als Baby. Sonnenlicht? Schlafenszeit. Kein Wunder, dass ich heute immer wieder in die Kinos abdrifte >> dort ist Nachtbetrieb angesagt. Ich liebe die Nacht. Schon als Kind hat es mich begeistert, nachts durch die Straßen zu tigern. Nachts gehört die Stadt dir allein. Und selbst „Metropolen“ wie München oder Berlin sind nachts erträglich. Zum einen das Wetter (im Sommer lässt es sich nachts einfach absolut leben im Vergleich zum Tag) und zum anderen die Bevölkerungsdichte, die nachts ungemein geringer ist als tagsüber.
Wer in München mal vom Marienplatz zum Stachus wandern möchte, ohne einer Menschenseele zu begegnen: Nachts ist eure Tageszeit dafür. Ergo müsste gerade ich jemand sein, der bei einer Huldigung an die dunkle Seite des Tages eigentlich auf dem Boden knien und lauthals „danke“ sagen müsste.
Tu ich aber nicht.
Ja, aufgrund dieser Vorgeschichte waren meine Erwartungen an diesen Film immens. Und auch das Poster-Design ist ansprechend und wer es wagt, ein paar Sätze aus dem Plot zu verinnerlichen, bekommt auch recht schnell Lust auf den Film: Der wiederum enttäuscht auf ganzer Ebene.
Weder sind die Figuren gut gecastet (Sorry, aber ich fühl mich als Kinogänger hier fast schon leicht verarscht, denn Fernsehen einschalten ist eine Sache, Ticket lösen und ins Kino und dafür vorher noch weite Anreisen auf sich nehmen, eine andere – und wenn man dann bloß Fernsehkost vor die Füße kriegt … ?) noch ist im Plot irgendwas, das weitere Hinweise darauf zulässt, dass hier wirklich für den Big Screen gearbeitet wurde.
Leute, wir sind hier im Kino und nicht irgendwo in einer billigen TV-Butze, die man mit jedem möglichen Scheiß voll dröhnen kann und dann erwarten, dass alle Welt einen abfeiert. So läuft‘s nicht. Im Kino herrschen Ansprüche, die dürft ihr höchstens mit weniger Geist unterbieten, müsst dafür dann aber umso mehr optische und akkustische Anreize bieten, damit man die Mühe tatsächlich auf sich nimmt.
Fernsehen hingegen ist „Wegwerfware“, die bei den meisten sowieso nicht bewusst konsumiert wird – und dafür ist der Plot dann fast schon zu gut – aber eben so übel klischee-deutsch, dass einem schlecht davon wird.
Völlig unterschätzt meiner Meinung nach wird hier das künstlerische Design, mit dem man den Streifen vollgepackt hat. Diese ganzen Anspielungen, auf die man stoßen kann, wenn man sich nicht von den miesen Dialogen oder dem schlechten Twist ablenken lässt, sind tatsächlich wieder einen Blick in den Film wert – aber gebt bitte wenig bis gar kein Geld dafür aus …
Bereits zur Kinotour hat man in vielen Städten bereits extra angefertigte Schwarz-Weiß-Fassungen des Films angeboten, in der die Farbenpracht dann wieder verloren geht und die dem Film anscheinend dann noch das gewisse Extra stehlen … ich hab mich mit der Farbvariante rumgeschlagen und war eben so absolut nicht hin und weg.
Mal ein schlechtes Beispiel dafür, was arte auch sein kann: Miese Twists, schlechter Cast, stumpfe Dialoge und aus allen Ecken und Enden schreit es „Ich bin nur fürs Fernsehen produziert und gehöre einfach nicht auf eine Leinwand.“
Nachspann: ⚪️⚪️⚪️ | Lohnt sich nicht abzuwarten, hier folgt nichts weiter.
Kinostart: 20. Juni 2019
Original Title: O Beautiful Night
Length: 89 Min.
Rated: FSK 12
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