
So, jetzt räum ich mal mit den Problemen auf, die ich dabei hatte, als ich dieses Werk gesichtet habe.
Corona sagt euch was? Ich dachte mir schon vor Wochen: Naja, es wird nicht lang dauern, bis wir dazu billige C-Movies auf den Tisch kriegen … und voila – noch nicht mal einfallsreich beim Titel – einfach nur „Pandemie“ – und da haben wir ihn schon. Das kann ja nichts werden.
Und ja, schaut man sich den Film unter diesen Gesichtspunkten an, kommt einem das ganz große Kotzen. Es geht nicht um Corona (wie auch, alles noch viel zu frisch), sondern um ältere Schwierigkeiten, die dieser Planet unlängst hatte (darum ja auch „Basierend auf wahren Begebenheiten“ … uhhhhhhh) und es geht nicht um China und das kolossale Versagen dieses Kontinents, wenn es um derartige Ausbrüche geht, sondern man verschärft sich hier auf den Bezirk rund um Seoul und propagiert, wie unglaublich cool und lässig diese Regierungsform solch einen Ausbruch gemeistert hätte.
Dabei stehen diesem Film zwei Dinge so dermaßen im Weg, dass ich dafür gerne noch ein trashigeres Bewertungssystem einführen möchte, denn C-Movie ist fast schon geschmeichelt. Und zwar: Die Synchro. Yo, Asiaten können gute Filme machen, haben ihre Sprache und kommen dabei auch oft sehr authentisch und kulturell überzeugend rüber und dann kommen wir Deutschen und übersetzen den Kram und zerstören somit alles, was vorher (vielleicht) mal da war.
Die Dummbratzigkeit, mit der hier die Synchronsprecher schwätzen, ist kaum mehr zu unterbieten. Es ist lächerlich vom ersten bis zum letzten Wort und man glaubt, der Regisseur will einen verarschen, bis einem klar wird: Nein, das ist die Synchro. Im Original hört sich das vielleicht viel überzeugender und natürlicher an. Bei dem, was in meiner German Version aber zum Besten gegeben wurde, war es extrem schwer, von diesem Vorurteil abzusehen und den Menschen aufrichtige Absichten abkaufen zu können.
Dann der Plot. Die Regierungsformen der einzelnen Länder mögen im Film erstmal keine Rolle spielen, sofern man sich hier auf „fiktiv“, „unterhaltsam“, „es ist nur eine Geschichte“, „es sollen Andeutungen und keine Nacherzählungen sein“ fixieren möchte, aber es ist einfach zu offensichtlich, dass hier diktatorisch-politische Mächte am Werk waren, denn – im Hinblick auf heute und Corona – fühlt es sich dermaßen falsch an, diesen Film zu schauen, weil es irgendwie nach einem billigen „Das kann einem heute doch kein Mensch ernsthaft so abkaufen“-Politikwerbetrash anhört, der das „blöde Volk beruhigen und belügen soll“ und ihnen vorgaukelt, dass die gute tolle Regierung schon alles lösen und natürlich für das Wohl der Bevölkerung sorgen wird, man muss sie nur überzeugend wählen und ihnen Vertrauen en Masse vorschießen.
Dann stellt sich raus: Der Film wurde bereits 2013 abgedreht und das „Wir nehmen eine andere Pandemie“-Ding entpuppt sich auf einmal als „Okay, das war doch damals der richtige Leitfaden und hatte gar nichts mit Corona zu tun.“, was es für mich nachträglich nochmal etwas in ein anderes Licht stellt, denn damals wusste auch noch keiner so richtig, wer wie was wann wo richtig zu machen hatte und der ganze politische Unsinn, der heute verzapft wird, war damals noch gar nicht so offensichtlich an der Tagesordnung.
Das wiederum tut dem übermiesen Synchro-Stimmentheater aber dennoch nicht zu mehr Ruhm verhelfen, sondern entschuldigt nur ein wenig das dennoch miese Drehbuch, in dem eben keine typisch-amerikanischen Wendungen warten oder profilträchtige Charakterzüge aufgebaut werden, im echten Leben möchte man den Darstellern trotz allem nicht zwingend über den Weg laufen oder gar sein Leben in ihre Hände anvertrauen.
Ihr seht schon: Knallt euch Dope rein und legt den Streifen ein, dann ist’s wurscht und ihr könnt damit tun und lassen, was immer ihr wollt, denn dann spielt’s keine Rolle. Sofern aber größere Ansprüche (oder überhaupt Ansprüche) im Raum stehen, solltet ihr dieses Ding weiträumig umfahren oder darauf warten, dass es bei SchleFaZ läuft – da passt es in meinen Augen am besten hin.
C-Movie Trash aus dem Jahr 2013, das man aufgrund der Corona-Pandemie wieder aus der Mottenkiste gräbt und jetzt weltweit vermarkten möchte … ob das so wirklich klappt, wage ich an dieser Stelle zu bezweifeln.
Nachspann: ⚪️⚪️? | Es kommen nochmal lange Filmsequenzen, also ruhig bis ganz zum Schluss sitzen bleiben.
Kinostart: 6. August 2020
Original Title: Gamgi
Length: 121 Min.
Rated: FSK 16
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