
Eine kurze Einführung für die Nicht-Kenner
1989: Sweet Home kam als Film und Spiel raus und legte den Grundstein für das „Survival Horror“-Genre, woraufhin man mit Resident Evil als Game dann die Neuauflage starten wollte, es später als „Fortsetzung“ deklarierte und schließlich eine eigene Serie daraus kredenzte. Seitdem gilt Resident Evil als symbolisches Urgestein dieses Gamer-/Moviegenres, welches 1996 erstmals unter dem Titel „Biohazard“ in Japan releast wurde.
Dann folgten die Spiele:
Resident Evil 2
Resident Evil 3: Nemesis
Resident Evil Code: Veronica
Resident Evil Zero
Resident Evil 4
Resident Evil 5
Resident Evil 6
Resident Evil 7: Biohazard
Resident Evil 8: Village
Außerdem schuf man noch eine Vielzahl an Ablegern, die sich an den Spielen orientierten:
Resident Evil: Revelations
Resident Evil: Revelations 2
Resident Evil Survivor
Resident Evil Survivor 2: Code Veronica
Resident Evil: Dead Aim
Resident Evil: The Umbrella Chronicles
Resident Evil: The Darkside Chronicles
Resident Evil: Operation Raccoon City
Resident Evil Outbreak
Resident Evil Outbreak: File #2
Resident Evil: Umbrella Corps
Resident Evil: Gaiden
Resident Evil: Deadly Silence
Resident Evil: The Mercenaries 3D
Resident Evil Degeneration
Soviel mal zur Spielewelt – ihr seht: Umfangreich, langwierig, komplex.
Bei solch einem Erfolg ließ natürlich die Filmwelt auch nicht auf sich warten, schnappte sich die Idee und kreierte seine eigene Variante davon als filmische Umsetzung, die da lautet:
Resident Evil
Resident Evil: Apocalypse
Resident Evil: Extinction
Resident Evil: Afterlife
Resident Evil: Retribution
Resident Evil: The Final Chapter
Auch hier gibt es filmische Ableger, die das Thema aufgreifen, sich aber nicht an der Hauptserie beteiligen:
Wesker’s Report
Biohazard 4D-Executer
Resident Evil: Degeneration
Resident Evil: Damnation
Resident Evil: Vendetta
Dazu kommen noch 11 Bücher, 3 Neuauflagen der Bücher, 2 Enzyklopädien, sowie insgesamt 19 Comics.
Ne ungefähre Vorstellung davon, mit welcher „Marke“ wir es hier zu tun haben?
Gut, dann kommen wir mal zu dem diesjährigen Produkt der Begierde: Resident Evil: Welcome to Raccoon City.
Die Fans der Spiele waren nämlich von der filmischen Umsetzung absolut mäßig begeistert, da diese sich kaum an den Spielen orientierte, sondern ihr eigenes Ding durchzog und somit in der Resident Evil-Welt als Fremdkörper wahrgenommen wurde. Die Leute, die die Kinofilme mochten, spielten die Spiele nicht und vice versa.
Das lag daran, dass die Filme selbst eben nicht das Spiel wiedergaben, sondern einfach ihr eigenes Ding durchzogen und somit quasi losgelöst von dem Universum existieren, statt dieses möglichst exakt nachzubilden.
2021 entschied man sich dann, die Filmserie zu rebooten und nahm sich die allerersten beiden Spiele als Vorlage zur Brust, um diese nun filmisch umzusetzen.
Als Kinofreak, der natürlich (!) völlig unvoreingenommen an die Sache ran geht, hatte ich in den ersten 20 Minuten des Films auch unglaublich viel Spaß. Die Atmosphäre ist bombe, man erschafft den richtigen Look, präsentiert überall das prägnante Rot in allen möglichen Varianten, schafft eine Stimmung zum Niederknien (auch, wenn dafür auf so manch klischeegetreue Horrorfilm-Manier zurückgegriffen wird) und sorgt wirklich für ernsthaftes Interesse an dem, was nun folgen soll.
Die Bildgebung ist huldvoll geil und die Einstellungen (Stichwort: LKW) zum Teil wirklich anbetungswürdig. Das „Intro“ (wenn man so will) ist also mega gelungen und macht richtig Bock auf die kommenden Jahre.
Und dann kommt der mentale Breakdown: Sobald der sogenannte „Plot“ anfängt, endet die Freude und weicht erbostem Staunen: Wie kann man etwas so grandioses in einer technisch so versierten Zeit wie heute dann bitte so grandios an die Wand fahren?
Ja, man hat sich extrem nah an den Spielen orientiert und somit den „Zeitgeist“ von damals getroffen: Das Versprechen wurde also eingelöst, aber zu welchem Preis?
Die Charaktere sind zum Teil so doof, dass selbst die Kraft fehlt, um sich persönlich zu facepalmen. Auch das unstete Umherirren im Plot oder an den Schauplätzen sorgt kaum für ein zusammenhängendes Aufkommen apokalyptischer Stimmungszüge, sondern verwirrt vielmehr und sorgt dafür, dass Quer-/Neueinsteiger relativ schnell komplett abgehängt werden.
Auch wird hier dann von so viel Vorwissen ausgegangen, dass man entweder selbst Gamer sein muss (und somit mangels Qualität enttäuscht wird), oder eben einfach viele Dinge mithilfe stumpfer Dialoge als „gegeben“ hinnehmen muss („Ah, das ist also eine coole, eingeschworene Truppe“), statt dass man wirklich einen Reboot startet und die Figuren anhand ihres Charmes und ihrer Ausstrahlung ein eigenständiges Profil entwickeln lässt, mit dem man anschließend arbeitet.
Irgendwie wirkt dadurch der Rest des Films ziemlich planlos und dröge, auch wenn ab und zu immer wieder ganz anschauliche Szenen zu finden sind: Das sind dann eben einfach Zucker-Parts inmitten von ganz viel Tortenmatsch, der zusammen nichts wirklich brauchbares ergibt.
Über „Vorhersehbarkeit“ möchte ich hier nicht sprechen, genausowenig über die stumpfen Handlungsirrwege, in die sich so ziemlich jeder Charakter mit fortlaufender Spielzeit verrennt.
Irgendwie ist dadurch für mich der ganze Film an einer Sache komplett gescheitert: „Es ist was da – und da machen wir jetzt wieder was draus.“ => Wurde aber nichts, weil ihr selbst keinen eigenen Plan hattet, der diesen (bislang) einzigen Film des Reboots alleine trägt.
Es mag sein, dass sich so manche Dinge im Nachhinein noch durch die Fortsetzungen klären werden. Ich hoffe sogar, dass es Fortsetzungen gibt, denn (wenn man vom CGI mal absieht), ist der Look halt wirklich extrem gut. Allerdings ist das zu diesem Zeitpunkt keine Rechtfertigung für diesen Stand-Alone-Titel, der somit nur aus „zuckenden Puzzlesteinen“ bestehen zu scheint und damit eben nicht als Alleintitel releast hätte werden dürfen.
Vielleicht halten sich auch deshalb die einzelnen Kritiken sehr verhalten zurück.
.kinoticket-Empfehlung: Atmosphäre, Bild, Stimmung und „Intro“ sind einfach bombe, aber der Plot ist für’n Arsch und die Charaktere stumpfer denn je. Dazu kommen zusammenhanglose Ortswechsel und eine zerrissene Handlung, die sich weit von dem entfernt, was man einen guten Film nennen kann. Richtiger Flow kommt hier auf keinen Fall auf.
Nachspann: 🔘🔘⚪️ | Sitzenbleiben, auch wenn der Endscroll anfängt, hier kommt noch eine gewaltige Szene, die vorbereitend für die kommenden Teile ist und damit eine gewisse Wichtigkeit innehat.
Kinostart: 25. November 2021
Original Title: Resident Evil: Welcome to Raccoon City
Length: 107 Min.
Rated: FSK 16
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