Juni 2, 2023

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Sisu

SISU - Filmplakat
© 2023 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH

Stellt euch das Fantasy Film Fest vor. Stellt euch das Genrepublikum vor. Stellt euch die außergewöhnliche Atmosphäre und Umgebung von Blut, Horror, Gore und absurder Comedy vor. Stellt euch Personen vor, die mit so etwas umgehen können und denen es Spaß bereitet, weil sie sich unterhalten fühlen und die Freude an diesen spleenigen Ausflüchten genießen.

Dann seid ihr in der richtigen Umgebung für SISU, dem Film, über den es irgendwie nichts zu sagen gibt, weil man sowieso alles in den falschen Hals kriegen würde.

Was ich genossen habe:

Finnland. Das erbarmungslose Klischee von Einsamkeit, Ruhe, naturaler Stille und unendlichen Weiten.

Back in time. Als die Dinge noch einfach waren und ein simples „Hallo“ noch keinen 10monatigen Gerichtsprozess heraufbeschworen hat, sondern es einfach nur Dreck, Matsch, Menschen und die Hoffnung auf ein besseres Leben gab.

Simplicity-Radikalität. Ein Mittel, mit dem in solchen Filmen gerne gespielt wird: Friss oder stirb. Meistens beides. Keine Diskussion. Wenige Worte, einfach nur ein brummiges Knurren und direkt Hölleninferno. Aber mit einem gewissen Charme und Anmut, Ehrhaftigkeit, prätentiöser Männlichkeit.

Der abgefuckte „Und alles nur dafür?“-Moment. Solche Finals gab es früher häufiger im Genre-Independent-Zweig. Heute muss alles irgendeine hochschwangere Bedeutung, systemkritische Ansätze oder stümperhaft überzogene Moralabsichten haben. Das Gefühl des einfach seins und es dabei belassen ist tot. Hier drin lebt es (im Gegensatz zu vielem anderen).

Nicht sterben. Egal, was man einem Lebewesen antut, Unsterblichkeit. In seiner Reinform. Und damit eine krasse Radikalität des Seins. Gewissermaßen Kompromisslosigkeit, einfach indem man den nächsten Atemzug doch tut und alle Mühen einer ganzen Welt vergeblich sind, das zu verhindern. Unbesiegbarkeit.

Und dazu noch Fun, spitzfindige Komik und eine brutal ästhetische Kamera mit brutal ästhetischen Bildern, die eine Liebe zum Kino preisgeben, die man lange so nicht mehr gesehen hat.

Was tat das gut, diesen Film zu sehen. Was würde ich dafür geben, es noch einmal zu tun, wenn andere Umstände es zulassen würden. Dieser Film ist wie Feuer, der alles zerbrennt, was sich in der Zwischenzeit aufgebaut hat und nur noch das rohe Konstrukt stehen lässt. Zündet die Flamme an und genießt die Reinheit, die hinten raus kommt.

Jorma Tommila in Sony Pictures‘ SISU © 2023 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH

.kinoticket-Empfehlung: Ihr habt uns tausend Mal gesagt, dass man es nicht übersetzen kann, also versuchen wir’s nicht mehr, sondern genießen die Show und das Ergebnis. Danach versteht man – auch ohne das Wort dafür zu kennen.

Nachspann: ⚪️⚪️⚪️ | Braucht man nicht abwarten, so man nicht auf die animierten Abspänne steht.

Kinostart: 11. Mai 2023

Original Title: SISU
Length: 91 Min.
Rated: FSK 18

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