
Heiko und Roman Lochmann – vielen auch besser als Die Lochis bekannt – können inzwischen auf eine recht ansehnliche Karriere im medialen Business zurückblicken, die sie sich durch YouTube aufgebaut haben.
Zum Erfolgsrezept gehört auch, dass die beiden einigermaßen gut singen können und damit ihr Zielpublikum (kreischende Teenies im Vorjugend-Alter) sehr wohl erreichen. Nachdem man vor einigen Jahren bereits mit Bruder vor Luder ein klares Kinostatement abgegeben hatte und auf den damaligen „Wir machen jetzt auch Kinofilme“-Hype aufgesprungen war, kommen sie diese Woche mit TakeOver – Voll Vertauscht zurück auf die Leinwand und haben dabei auch einige nennenswerte Elemente im Gepäck.
Ich muss erwähnen, dass hier ganz klar ein sehr spezielles Publikum angesprochen wird und man die deutlichen Anzeichen dieses „YouTube-Lebens“ auch im Film jederzeit spüren kann. Die üblichen Sponsoren, ganz klares Product-Placement, Hinweise und eben alles, womit der Alltag von erfolgreicheren YouTubern gepflastert ist, sind auch im Film allzeit präsent und hinterlassen den ein oder anderen faden Beigeschmack. Aber sei‘s drum.
Und auch die familiäre Bruder-vor-Luder-Botschaft ist diesmal wieder vorne mit dabei, wenngleich der cineastische Einfluss (und damit die geschichtliche Erzählung) viel mehr im Vordergrund steht und man sich jetzt eben mehr aufs Schauspielern und weniger aufs „Geil, ich bin tatsächlich auf der Leinwand“ konzentriert. Natürlich kann man hier keinerlei internationale (oder nationale) Vergleiche heranziehen, mit denen sich der Film messen lassen könnte, sondern das Paralleluniversum, in dem manche YouTuber zu Hause sind, ist auch hier das Maß aller Dinge.
Dennoch kommt die Moral von der Geschicht‘ ziemlich gut ausgearbeitet und sehr unaufgeregt rüber – und das kann ich durchaus begrüßen. Nachdem sich die Kids an ihren „Idolen“ sattgesehen und genügend Bubis und Girlies bewundert haben, driftet man langsam in den emotionaleren Teil und arbeitet für ethische Weltansichten, die es tatsächlich wert sind, genannt und als Weisheit mit auf den Weg gegeben zu werden. Das nimmt dem üblichen „Mein Gott“-Gefühl, welches bei dieser Art Movies oft sehr schnell aufkommt, den Wind aus den Segeln und der übliche emporsteigende Unmut fließt relativ schnell in „Okay, gar nicht so schlecht“ über.
Ja, ich würde jetzt niemandem empfehlen, zwingend da rein zu rennen und sagen: Hallo, ihr verpasst was, wenn ihr das nicht gesehen habt … nein … aber ich sage: Es ist definitiv nicht so schlimm, wie man erwartet, sondern am Ende sogar ein klein wenig herzlich.
Dennoch: Der Einfluss dessen, worin die beiden Jungs aufgewachsen sind, ist überdeutlich zu spüren und auf eine Stufe mit „richtigen Kinofilmen“ sollte man seine Erwartungen hier auch nicht schrauben, dann ist auch dieser Plot durchaus erträglich.
McDonalds, Mercedes und kitschiges Klischeeleben … aber eben auch eine Vermittlung guter Werte und eine Moral, die sich sehen lassen kann. Ich selbst bin bei dieser Generation schon wieder out, aber wer weiß: Vielleicht lässt sich für die Zukunft ja doch noch einiges retten. Kein Meilenstein, aber auch nicht die Enttäuschung, die man erwartet hätte.
Nachspann: ⚪️⚪️⚪️ | Nach der Abblende auf die Endroll braucht man nicht weiter warten, hier folgt nichts weiter.
Kinostart: 2. Juli 2020
Original Title: TakeOver – Voll Vertauscht
Length: 87 Min.
Rated: FSK 0
Auch interessant für dich
Living – Einmal wirklich leben
Beau is Afraid
Sisu