
Am Mittwoch war es endlich soweit und Großmeister Christopher Nolan brachte seinen lang erwarteten Film Tenet endlich ins Kino.
Vieles hat sich seitdem geändert. Man spürte in der Vorstellung, dass Kino die ganze Zeit eigentlich auf Pause stand und kein Material auf der Leinwand gezeigt wurde, welches auch nur annähernd den Anspruch von ihm erreicht und die Stärken und Größen von Kino ausspielen kann.
Bereits in der Einführungssequenz wurde man als Zuschauer schon wieder mit Eindrücken und geballter visueller Kraft erschlagen, so dass unmissverständlich klar gemacht wurde: ab jetzt läuft es wieder anders.
Der ganze Film strotzt vor einem Übermaß an Eindrücken, Verflechtungen, Verschachtelung und erfordert solch ein immenses Ausmaß an geistiger Wachsamkeit, die nahezu ausgeschlossen bei einem Menschen in dieser Form vorhanden sein kann.
Damit gelingt Nolan der Schachzug, den Kinos tatsächlich Material in die Hände gespielt zu haben, welches das Publikum wieder anlockt, denn: man muss den Film nicht nur drei oder vier mal gesehen haben, um überhaupt begreifen zu können, was da gerade passiert ist.
Und an dieser Stelle spreche ich rein von dem Geschehen der Erzählung und noch nicht davon, weitere Verbindungen oder Querverweise erkennen zu können. Die stecken nämlich ebenfalls hinter jedem ach nur erdenklichen Winkel, was es selbst erfahrenen Kino-Freaks unmöglich macht, alles bereits nach wenigen Malen Film zu erfassen und zu verstehen. Die zahlreichen Twists im Plot, die sich mit der Zeit neben immer neuen Verwirrungen hier und da auflösen, überraschen mit geistigem Einfallsreichtum und einem wahnsinnig ausgeklügelten System, was abermals zeigt, welch hingebungsvolle kreative Kraft in diesem Regisseur steckt.
Tenet ist nicht dafür gemacht, einmal gesehen und dann abgehakt zu werden, selbst wenn das ebenfalls befriedigend sein kann, da der Film weder an Action noch an großartiger Unterhaltung spart. Ich wette, Leute wie wir, die kinobesessen sind, werden bis ins hohe Alter diesen Film immer wieder sehen können und dabei jedes Mal neue Querverweise und versteckte Easter Eggs entdecken können.
Eine Sache sollte ebenfalls nicht unerwähnt bleiben: das Schauspiel von Robert Pattinson. Dieser Mann liefert in diesem Film eine derartig brillante Schauspielleistung, die ihn endgültig aus seiner Rolle, mit der er groß geworden ist, enthebt und zu einem der wertvollsten Schauspieler unserer Generation macht.
Nun wissen wir, weshalb dieser Film so lange gebraucht hat, um endlich releast zu werden: dafür braucht es die Möglichkeit, in kurzer Zeit relativ häufig ins Kino zu gehen und ihn sich immer wieder ansehen zu können. Und nachdem man oft genug auf großer Leinwand mit viel Platz zum Suchen die Chance hatte, diese brachiale Wucht auf sich wirken zu lassen, kann man dann in tiefere Recherchen vorgehen und ihn sich wieder und wieder zu Hause anschauen.
Deshalb ist es auch gut, dass keine anderen Filme im Kino starten, denn wir Zuschauer haben jetzt erst einmal richtig viel zu tun, um dieses Werk auch nur annähernd zu begreifen und zu verstehen.
Keine Angst, wenn man bereits nach 10 Minuten aussteigt, zu verstehen, wer was wie warum und wo: Schaut es durch. Löst noch ein Ticket und geht wieder rein … und dann wiederholt das ein paar Mal. Wir haben Zeit, bis der nächste große Film im Kino startet … und genau die werden wir auch brauchen. Großartig!
Nachspann: ⚪️⚪️⚪️ | Braucht man nicht ausharren, hier folgt dann nichts weiter.
Kinostart: 26. August 2020
Original Title: Tenet
Length: 150 Min.
Rated: FSK 12
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