Juni 4, 2023

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The Ordinaries

The Ordinaries - Filmplakat
© 2023 not, Sold.

Es ist der Streifen, für den sich ZDF und das Öffentlich-Rechtliche grad dermaßen extrem abfeiern … es hagelt Auszeichnungen und Preise, internationale Aufmerksamkeit und Ruhm, es scheint, dass alles richtig gemacht worden zu sein scheint. Und wieder einmal geht dabei verloren, dass der Blick auf das Medium „Film“ durchaus diffus sein kann… und leider auch ist.

The Ordinaries ist ein herausragendes Beispiel für die verkrustete Struktur deutscher Filmförderung, Finanzierung und damit auch maßgeblich der Zukunft des deutschen Films – eine Erklärung dafür, warum es hier niemals voran ging und wohl auch niemals voran gehen wird.

Ja, dieser Titel kommt mit einer ganz genialen Idee. Die ist die ersten 10 Minuten auch durchaus witzig und unterhaltsam, schlägt aber dann sehr schnell in biedere Einsamkeit und das gebetsmühlenartige Ständig-Wieder-Runter-Beten des immergleichen Jokes um, weil danach direkt die Luft raus ist und man einfach nicht weiter von der Stelle kommt.

Statt diese Eingangsidee nun zum Leben zu erwecken, sie in riskante Entwicklungen zu schicken, Dinge zu wagen und den Film als solches über den Tellerrand zu schieben, steckt man extrem tief verwurzelt in der Schlammwüste der öffentlich-rechtlichen Moral fest und biedert sich wieder einmal als der grün-woke Moralapostel an, der „aufzeigt, wie ungerecht doch alles ist und dass es nie Chancen geben wird, weil einfach zu wenig woke Grundmentalität in der Gemeinschaft vorhanden ist“ und es quasi gar kein Entrinnen für die neue Jugend gibt, aufzustreben und etwas aus sich zu machen.

Es könnte als ein Schrei der Filmhochschule selbst gedeutet werden, die auf der internationalen Bühne des Films seit Jahrzehnten um Aufmerksamkeit ringt und von außen konsequenterweise abgestraft wird, weil dafür halt auch mal Wagnisse geliefert werden müssten, die das Kino und die Finanzierung hierzulande aber aufs Verrecken nicht auf die Reihe bringen.

Netflix hat jüngst mit Im Westen nichts Neues bewiesen, dass Geld quasi schon viele Dinge von allein regelt … und prompt gab es internationalen Ruhm und mächtig viele Oscars, Weltrekorde und und und … und das öffentlich-rechtliche Fernsehen, Filmförderung und Co. lernen was daraus?

Dass sie gebetsmühlenartig die immergleiche…………lassen wir das.

Genau das ist das Problem: Du brauchst die „richtigen Sätze im Drehbuch“, sonst gibt’s kein Geld und ohne Geld gibts keinen Film. Basta. Entweder machst du, was wir wollen oder du kannst deinen Film eben selbst finanzier……. aahhhhhhh du kannst ihn eben nicht finanzieren 😀 hihihi, du bist auf uns angewiesen und wenn wir Kohle investieren, bestimmen wir natürlich auch, wohin sich die Story entwickelt und muaaahhhahahaha dann können wir unsere woken Ideen preisgeben und genau das machen, wovon wir glauben, dass es in Deutschland erfolgreich sein wird.

Erinnert ihr euch an die Kotzorgien von Frank Schätzing und die verhunzte Verfilmung seines grandiosen Buches Der Schwarm? Auch hier hat Gottvater ZDF bewiesen, dass es NICHTS auf dem Kasten hat und genau diese Art Kunst tötet – und was haben Sie daraus gelernt?

„Wir fördern, was unsere Vorstellung von der Welt ist. Friss oder stirb.“ Ich will jetzt keine Nazivergleiche ziehen, aber gewisse Parallelen zur „Kunstfreiheit“ in der DDR fallen euch genauso auf? 😉

Genau diese Machart sieht man überdeutlich in The Ordinaries: Es ist eben jene Idee, die Vorstellungs“kraft“ … oder besser gesagt das Vorstellungskräftchen, von dem man meint, dass es die Welt mit seiner Überragtheit verändern wird – und raus dabei kommt was?

Richtig: Kein Oscar. Keine Anerkennung. Kein internationaler Ruhm und kein bleibender Eindruck. Eher das blasse Lüftchen, das man verdammt, weil es zu viel Staub in der längst verlassenen Burg aufwirbelt, der einem das Atmen schwer macht und eher für Asthmaanfälle sorgt, als dass einem vor Erstaunen tatsächlich die Luft weg bliebe.

Und so sieht der Film aus: Blasse Farben, schwindsüchtiges Omi-Parfum, irgendwie eher lamer TV-Content statt prachtvolles Entertainmentkino und wenn man auf die Moral zu sprechen kommt, muss man aufpassen, dass man an seinem eigenen Erwürgten nicht erstickt und somit das Zeitliche segnet und sich auf einmal unverhofft im ZDF Fernsehrat wiederfindet, weil man auf einmal genau so eine Mumie ohne Hirn und Verstand ist.

Leute, wie lange haben wir nun Zeit gehabt, auf Hollywood zu schauen und von den großen zu lernen wie es richtig geht? Nein, es liegt nicht daran, dass Amerika partout nur sich selbst auszeichnet, es liegt daran, dass sich die Bubis da drüben nicht zu fein sind, ein paar Killermünzen mehr in die Hand zu nehmen und Wagnisse einzugehen, die eher nach „American Dream“ ausschauen statt nach „Wir machen es so, wie Ururgroßvater es auch schon gemacht hat! Die Welt hat sich zwar verändert, aber wenns trotzdem keinen Preis gibt, dann sind wenigstens nicht wir schuld, sondern äh …. der Zuschauer!“

Und genau diese verbitterte DDR-Denkweise, die sich in allen Finanzstrukturen des deutschen Films wiederfindet, verhindert eine positive Entwicklung deutscher Kultur… und was passiert, wenn man ganz kurz den Geldhahn mal sprudeln lässt, seht ihr an … „… and the Oscars goes to …. ALL QUIET ON THE WESTERN FRONT – GERMANY!“

So. Ihr habt Hausaufgaben auf! Und nein, ChatGPT kann die nicht übernehmen, das müsst ihr selbst erledigen!

.kinoticket-Empfehlung: Wenn Kreativität im deutschen Film anfangen will, zu sprudeln, wird er von Filmförderung, öffentlich-rechtlichem Gedankengut und der Unbelehrbarkeit selbst zu Tode getragen und hingerichtet, bevor er überhaupt anfangen konnte, zu leben. The Ordinaries ist ein wunderbares Beispiel für die Verkrustung deutscher Filmförderung und zeigt offen auf, wie man sich nach all den Jahrzehnten immer noch selbst im Weg steht und verhindert, junge Filmemacher:innen erfolgreich werden zu lassen.

Nachspann: 🔘⚪️⚪️ | Wenn’s schwarz wird, dürft ihr dann auch nach draußen.

Kinostart: 30. März 2023

Original Title: The Ordinaries
Length: 120 Min.
Rated: FSK 12

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