Mai 29, 2023

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The Suicide Squad

The Suicide Squad - Filmplakat
© 2021 Warner Bros. Ent.

Die Liga der Enttäuschung wird endlich erwachsen… und blutig

Die Suicide Squad hat sich im Kino schon vielen Niederlagen hingeben müssen: Gebrandmarkt mit dem Emblem von DC, was adjektivisch für erfolgloses Nachahmen des Comic-Konkurrenten Marvel steht, distributiert durch Warner Bros. Ent., was bei solchen Filmen eigentlich auch kein gutes Zeichen ist und mit Suicide Squad und Birds of Prey: The Emancipation of Harley Quinn bereits zwei Kinoflops im Schlepptau, dümpelte die Idee bislang so vor sich hin. Nun wagt man sich an diese bereits erzählte Geschichte und bringt sie zurück auf die Leinwand.

Phew. Die Ampeln stehen auf rot, sofern da nicht ein kleiner, neuer Umstand wäre: James Gunn.

Dieser Mann hat Filmemachen einfach im Blut. Und ich wette einfach mal: Jeder, der sich 2021 The Suicide Squad im Kino ansehen wird, tut dies allein aus dem Grund, weil Gunn Regie geführt und das Drehbuch geschrieben hat.

Ja, an dieser Stelle muss man kurz auch einen Blick auf die Cancel Culture werfen, die seine Person im Jahr 2018 betraf, als ihn Disney kurzerhand für ein paar unpassende Tweets von „vor Jahren“, die provokativ wirken sollten, feuerte und somit aus der erfolgreichen Mache der Guardians of the Galaxy entfernte.

Diesen Fehler korrigierten sie dann 2019, indem sie ihn kurzerhand wieder einstellten und nun doch den dritten Teil des Marvel-Erfolgs machen lassen. Sehr konsequent by the way.

Glück für DC, denn durch diesen Rausschmiss stand er für The Suicide Squad zur Verfügung. ENDLICH ist da also jemand, der dem jahrtausendjahrealten Verlangen nachgibt und DC vorführt, was wir uns schon seit Ewigkeiten wünschen: Nehmt eure Helden und lasst im Kino endlich so richtig heftig die Sau raus. Ihr habt die düstereren Charaktere, ihr könntet so richtig auf die Zwölf donnern und haltet euch zurück und produziert so einen langweiligen Scheiß!

Nicht mit James Gunn. Die Serie ist erwachsen geworden. Man hat Figuren auf die Leinwand gebracht, die vom ersten Moment an präsent sind, leben und von der obszönen Durchgeknalltheit und fantasiereichen Verrücktheit des Regisseurs genährt an Profil gewinnen und von Anfang an Spaß machen.

Neben Blut, Gekröse, viel Lärm und Gore-Festivitäten hat Gunn es geschafft, jedem einzelnen Charakter trotzdem seine Leinwand-Würde zu verpassen. Niemand tritt in den Hintergrund. Jeder ist wirklich da, kriegt Filmzeit, ist wichtig und spielt im wahrsten Sinne des Wortes eine bedeutende Rolle.

Die Story ist erwachsen geworden und es dauert nur wenige Sekunden, bis es richtig los fetzt und man merkt: Genau das ist der kranke Scheiß, den wir eigentlich im Kino sehen wollen. Keine langweiligen Dokumentationen oder seriösen Scheiß, sondern einfach mal ungepflegt Spaß haben, sich amüsieren und so richtig abnormal durchdrehen, ohne dabei den Verstand zu verlieren.

Ganz ehrlich: Genau das hätte ich vor Jahren von Suicide Squad erwartet, als man mich noch maßlos mit wenig Tod und noch weniger Blut im Stich gelassen hat.

Auch der Witz, den man eigentlich von Marvels Guardians of the Galaxy kennt, ist hier mit im Boot und feiert seine unerlaubt abgefuckten Freak-Peaks, die zu dem Titel nicht besser passen könnten. Wer hier mit klarem Verstand rangehen möchte, hat bereits von Anfang an verloren – und das ist gut so.

Es ist ein Fest, eine Ode, ein Rausch voller Leben und Tod, der das Attribut „Suicide“ auch wirklich verdient.

Und Gunn macht vor nichts halt. Es gibt keine Regeln, die ihn hier irgendwie eingeschränkt hätten, keinen Manager, der ihm tadelnd auf die Finger klopft und empört „du du du“ ruft. Man spürt die fassungslose Freiheit, die erstaunlicherweise noch unter das FSK 16-Label fällt. Ein paar Jahre zurück in der Zeit und dieses Spektakel wäre mit Freuden auf dem Index gelandet.

Dolby Vision™

Dazu kommt das Momentum, in dem Dolby Cinema™ seine Stärken aufs Tablett knallt. Der neue Suicide Squad lebt von Brillanz, die sich nicht nur in der Zeichnung des Films, sondern auch in seinem tief-intensiven Farbspektrum niederschlägt. Nicht nur, dass schwarz wirklich schwarz sein muss, sondern auch die hellen, freudigen und zum Teil romantischen Tupfer erleben hier ein Revival und bringen eine völlig neue Stimmung, die in sich geschlossen kommuniziert, dass der Spaß des Publikums das Credo ist, dass sich das Filmteam auf die Fahnen geschrieben hat.

Die werden auf der Leinwand exzellent dargestellt und durch den lumenstarken Projektor zu seiner Vollendung geführt. Es kracht den ganzen Film über und als Zuschauer hat man keine einzige Sekunde das Gefühl, nicht mittendrin dabei zu sein.

Dolby Atmos™

Das gleiche gilt für den Sound. Die Schwere, die wir zuletzt aus der Faust von Thanos kennengelernt haben, macht sich hier in der Zerstörungswut auf der Soundspur bemerkbar und man ist froh, für seinen Ersteindruck das Dolby Cinema™ gewählt zu haben, denn dadurch wird auch akustisch gezeigt, dass der Kindergarten von damals Pause hat und jetzt die erwachsenen Bösemänner aufgestanden sind, um hier mal ein bisschen für Zunder zu sorgen.

Es scheppert aus dutzenden Boxen mit einer räumlichen Auseinandersetzung, die einem als Kinogänger einmal mehr das Gefühl gibt, die Handlung nicht zweidimensional auf irgendeiner Leinwand durchleiden zu müssen, sondern mittendrin im Geschehen zu sein.

Auch hier spürt man deutlich, wieviel Vergnügen die Jungs beim Schreddern von Gut und Böse hatten, wenn endlich mal keiner daneben steht und sagt: „Mensch, Kerle, sowas kannste doch nich bringen“.

Doch, kann man. Und es macht richtig richtig richtig gute Laune und extrem Spaß! Und dabei vergehen die 132 Minuten wie im Flug.

.kinoticket-Empfehlung: Nach vielen Misserfolgen hat ein Mann nun endlich das Zepter zerbrochen und die Hölle auf Erden losgelassen: DC, wie wir uns das schon seit Jahren wünschen: düster, böse und völlig enthemmt. Das Wort „Suicide“ wurde on point getroffen und es kracht und scheppert auf allen Ebenen. James Gunn schafft es trotz allem, den Charakteren ihre Würde zu verpassen und hält auch im Drehbuch ein Gleichgewicht, das vor Professionalität strotzt und ehrt gewissermaßen auch die alten Flops mit einer ungeahnt erwachsenen Courage. Ein blutiges Epos, das man definitiv gesehen haben sollte.

Nachspann: ??? | Das hat Gunn von Marvel mitgenommen: Sitzenbleiben, hier folgen noch einige Szenen – auch ganz am Schluss!

Kinostart: 05. August 2021

Original Title: The Suicide Squad
Length: 132 Min.
Rated: FSK 16

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