April 1, 2023

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Triangle of Sadness

Triangle of Sadness - Filmplakat
© 2022 Alamodefilm

Hello again. Hier war‘s lange Zeit ruhig, etwas zu ruhig, wenn ihr mich fragt. Aber wie das halt so ist … die Welt spielt verrückt, man versucht, sich irgendwie da drin zurecht zu finden und Dinge, die einem früher einfach mal nur Spaß gemacht haben, treten vollkommen in den Hintergrund.

Seien wir ehrlich: Dieses Jahr ist Kino irgendwie beschissen. Es läuft nur Dreck, langweilige Rotze, irgendwelche lieblos dahin geknallte Scheiße, die irgendwer in der Covid-Quarantäne hingewichst hat und jetzt als das ultimative Independent-Masterpiece verkaufen will. Und keiner traut sich, all den selbstverliebten Möchtegerns direkt ins Gesicht zu sagen: Das, was du hier grade machst, ist scheiße!

Jeder ist froh, irgendwie überhaupt etwas Arbeit zu haben und einer bezahlten Tätigkeit nachgehen zu können, egal, wie dümmlich das Werk ist, an dem hier grade alle schuften.

Yoah, und das verleidet mir persönlich dann so ein ganz großes Viel den Gang ins Kino. Irgendwie hat man keine Lust mehr auf Pressevorführungen, die Plakate sind nicht ansprechend, die Inhaltsangaben lesen sich wie Müll, die Trailer wecken einen kaum aus der Winterstarre – und das, obwohl erst Herbst angefangen hat.

Wozu sollte sich also jemand wie ich noch die Mühe machen und irgendwas konsumieren und sich hinterher dann auch noch mit Arbeit überhäufen um Leuten wie euch etwas darüber zu erzählen?

Überhaupt ist momentan irgendwie so eine Zeit angebrochen, in der man wieder vieles in Frage stellen kann, was? Das Klima geht vor die Hunde, löbliche Ziele sind völlig irrelevant geworden, es herrscht Krieg und was an einer Stelle die einen versuchen, zu retten, wird an anderer Stelle in wenigen Sekunden wieder von Dummheit und Menschenverachtung niedergebombt, da kann einem schon mal die Frage nach dem Sinn des Existierens in den Kopf schießen. Und das Warten auf sinnvolle Antworten lässt dann selbst auf sich warten.

Den ein oder anderen Lichtblick gibt es. Triangle of Sadness ist so einer – das Dreieck der Traurigkeit. Dreiecke kennt man in der allgemeinen Wahrnehmung ja eher als was schlechtes. In der Schule wurde man oft schmerzhaft mit dem Geodreieck misshandelt, in der Geschichte gibt‘s das berühmte Bermuda-Dreieck, was ja auch nicht zwingend für viel Positives bekannt ist … und das „Dreieck der Traurigkeit“ ist jetzt auch nichts, was per se erstmal positiv klingt.

Tatsächlich passt dieser Film aber hervorragend in unsere jetzige Zeit. Es ist in allererster Linie mal eine Komödie – und das tut momentan glaub jedem gut. In zweiter Linie nimmt man sich modernen Lebensweisen an und liefert Einblicke in Szenerien, die man zwar kennen kann, aber so intensiv sicherlich noch nie erlebt hat. Und diese Einblicke sind herrlich – erfüllt von Wahrheit, Offenheit und ungeschönter Ehrlichkeit gegenüber dem Zuschauer.

Dabei werden die einzelnen Schichten der Gesellschaft mit Vergnügen zerpflückt und dem Zuschauer in allen Einzelteilen auf dem Tablett serviert. Die herrlich ironische Selbstüberzogenheit, derer man sich dabei oft bedient und so manchen „Joke“ mehr als offensichtlich darstellt, ist in jedem Maße erfrischend und bringt wieder mal frischen Wind in das ansonsten so triste, öde Filmalltagsdasein.

Hier herrscht dann auch keine Superstar-Schauspielerdichte, sondern man fährt mit Persönlichkeiten auf, die man so eigentlich kaum irgendwo sonst gesehen hat … und alle einzeln überzeugen mit starken Leistungen, die sich nicht im Schatten von irgendwem zu verstecken brauchen. Tragisch: Die Hauptdarstellerin Charlbi Dean hatte bereits vor dem Film schon mit heftigen gesundheitlichen Schwierigkeiten zu kämpfen und ist inzwischen ums Leben gekommen… Das wäre eine steile Karriere geworden und zeigt einem einmal mehr, dass man den Moment eigentlich viel intensiver genießen sollte und eben nicht weiß, was morgen ist und womit man dann auf einmal konfrontiert wird.

Regisseur Ruben Östlund hat ihr den Film inzwischen gewidmet, denn sie galt als aufstrebender Stern am Himmel von Hollywood und gab mit Triangle of Sadness gerade erst ihr Spielfilmdebüt. Insofern darf man das gerne als „letzte Ehre erweisen“ bezeichnen, wenn man sich ein Kinoticket für den Film holt und ihre Leistung ein letztes Mal würdigt.

.kinoticket-Empfehlung: Sensationell komisch, tragisch, ehrlich und schonungslos: Hier werden die Facetten der Gesellschaft eingerissen, bis das Simpelste vom Menschen an die Oberfläche tritt.

Nachspann: ⚪️⚪️⚪️ | Folgt nichts weiter, ihr dürft den Saal wieder verlassen.

Kinostart: 13. Oktober 2022

Original Title: Triangle of Sadness
Length: 142 Min.
Rated: FSK

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