
Dass über das Fest der Liebe parodistisch hergezogen wird und man im Film-Business längst einen Gegenpart zum kapitalistischen Monopol dieser Jahreszeit aufgebaut hat und selbst Kohle machen will – alte Kiste.
Dass sich mit Vorliebe Genres wie „Horror“ als künstlerisches Gegenstück zur romantischen Weihnachtskomödie etablieren: Auch klar.
Hier und da noch ein „spritziger“ Titel dazu und los geht’s. Inzwischen gibt es ja genügend Hassfreunde, die mit den ursprünglichen „Uh Yeah, wir schmücken, backen Plätzchen, singen Weihnachtslieder und erfreuen uns am Schnee und der tollen Weihnachtszeit“ längst nichts mehr anfangen können und daher Angebote wie dieses dankbar entgegen nehmen: Bloß kein Rot-Weiß zu dieser Jahreszeit.
Auch, wenn mir in meiner gesamten Kindheit Weihnachten vorenthalten wurde und ich daher ein paar Jahre lang den massivsten Kitsch nachgeholt habe, um auch mal in den „Genuss“ zu kommen, bin ich Gedanken und Ideen wie diesen alles andere als abgeneigt. Ich liebe Horror, ich liebe Absurdität, ich liebe es, wenn man filmisch über den Tellerrand hinaus geht und einfach verrückte Dinge macht. Auf der Leinwand ist quasi alles erlaubt.
Umso mehr hab ich mich auf Violent Night gefreut, der dann sogar noch mit ein paar Star-Größen auftrumpft und daher das Potenzial hat, echt gut zu werden, weil hier eben nicht bloß Geld, sondern auch Erfahrung und Kenntnis drin steckt.
Tja, was soll ich sagen: Dieser Streifen ist so ziemlich der weirdeste Shit, den ich je in meinem Leben gesehen habe. Anfangs hatte man noch einen echt guten Plottwist, aber danach versucht er, einfach alles zu sein und ist dadurch quasi gar nichts mehr.
Hätte man hier aus der FSK 16 eine 18 gemacht, und lieber richtige auf die Kacke gehauen, hätte The Suicide Squad jetzt einen würdigen Equal-Player an seiner Seite.
Aber so schöpft man eben aus allen möglichen Varianten ab und „macht das auch noch bisschen, passt ja irgendwie…“ und verkommt damit eher zum Low-Leveler als hier einen grandiosen Hit hinzulegen.
Ich gebe zu, zum Thema Weihnachten ist inzwischen wirklich schon alles auf der Leinwand gewesen. Und mit alles mein ich alles. Egal, wie krude die neuen Ideen sein könnten, irgendwo in einem billigen C-Movie gab es auch das schon gefühlt 100 mal.
Hier jetzt wirklich mit ner völlig blanken Seite anzutanzen und etwas auf die Beine zu stellen, das der Zuschauer „so noch nie gesehen hat“, ist quasi mehr oder weniger unmöglich, sofern man schon ein paar Jahre auf diesem Planeten wohnt.
Aber das hier ist so … hm … unausgereift? Halbgar? Zum Teil tatsächlich lieblos und einfallslos, bis da hin, dass man selbst bei „spannenden Szenen“, die einem Spaß machen sollen, halt auch immer erst „wartet“, nochmal eine anderes Setting bringt und halt so richtig auf jeden warten möchte, damit auch alle ja für die Szene bereit sind und dann…. kommt nicht wirklich was und es ist auch direkt schon wieder vorbei.
Ich hätte mir viel mehr gewünscht, man wäre hier richtig durch die Decke gegangen, hätte es im Stil von Shoot Em Up gemacht, ein wenig Sin City dazu rein gepackt und The Suicide Squad gezeigt, wo der Hammer hängt und wie man richtig Leute bestraft.
Stattdessen ist es eher ein Literaturverzeichnis von guten Ideen, die jemand anders dann mal in einem eigenen Film umsetzen und dort richtig zum Blühen bringen könnte. Dann aber bitte etwas schneller und mit wesentlich mehr Biss und „Haudrauf-Action“.
.kinoticket-Empfehlung: Der weirdeste Scheiß, den ich je in meinem Leben gesehen habe … man traut sich zu wenig, aber versucht zu viel. Lieber auf eine Sache richtig konzentrieren und darin dann richtig abspacken, dann hätte es allen mehr Spaß gemacht.
Nachspann: ⚪️🔘⚪️ | Nach den Mid-Sequences dürft ihr dann gerne raus, hier folgt anschließend nichts weiter.
Kinostart: 01. Dezember 2022
Original Title: Violent Night
Length: 111 Min.
Rated: FSK 16
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