
Über diesen Film liest man ja inzwischen ziemlich widersprüchliche Kritiken – die einen freut’s, die anderen empfinden es als verschwendete Lebenszeit.
Mein erster Gedanke dazu: Gut so. Wenn’s nicht polarisiert, ist es unsinniger Einheitsbrei.
Tatsächlich ist der Film „anstrengend“ in Form von „keine leichte Kost für entspannte Popcornabende“, obgleich er sehr unterhaltsam und zum Teil auch wirklich witzig ist.
Der im Titel bereits beschworene „Umbruch“ ist eben im Film auch, und der gibt einem wirklich Hirnarbeit mit auf den Weg. Wenn man Vergleichsmaterial sucht, kann man vielleicht zu Licorice Pizza oder auch Mid 90s greifen, die insofern auch eine „Milieustudie“ der aktuellen Generation versucht und ziemlich gelungen wiedergegeben haben.
Dies wäre dann die zum frühen Amerika, in dem der „American Dream“ beschworen und die Anfänge der heutigen Gesellschaft sowie all die „Fehler der Vergangenheit“ aufgearbeitet und die Ursprünge dessen gesetzt werden, unter deren Konsequenzen unsereiner heutzutage zu leiden hat.
Und das ist in meinen Augen nicht nur unfassbar spannend, sondern auch wichtig und entscheidend, wenn man alte Patzer nicht permanent wiederholen, sondern in seinem Zeitstrang wenigstens ein paar Dinge richtig machen will.
Yoah, ihr merkt schon: So richtig „ich lass mich berieseln“-like ist das alles nicht, weshalb viele auch gar kein Bock drauf haben, sich mit irgendwas auseinanderzusetzen. Und das ist auch völlig okay, dafür leben wir in einer freien Gesellschaft, in der jeder tun und lassen kann, was er möchte.
Wer hier also rein geht, der kriegt einen unglaublich „trächtigen“, inhaltsschweren und historisch bedeutsamen Brummer auf die Seele, der hinterher noch mächtig nachwirkt und einem wirklich viel zu denken mit auf den Weg gibt.
Und die angesprochenen Probleme sind bis heute noch kein Stück vorwärts gebracht, als dass man in irgendeiner Form von „gelöst“ sprechen könnte.
.kinoticket-Empfehlung: Der Film fordert einen, ist allerdings thematisch wichtig und zeigt auf, warum viele Dinge in unserem heutigen Alltag so sind, wie sie sind. Er gibt viel Denkstoff, zählt nicht unbedingt zum Popcornkino, ist deshalb aber keineswegs schlecht, sondern bedeutet eben einfach auch Arbeit beim Zurücklehnen. Sehenswert!
Nachspann: ⚪️⚪️⚪️ | Braucht man nicht abzuwarten, es folgen keine weiteren Szenen oder Bilder.
Kinostart: 24. November 2022
Original Title: Armageddon Time
Length: 114 Min.
Rated: FSK 12
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